DIE STIMMEN DER ANDEREN
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■ Corriere della sera (Italien)

Assad: Last Exit Teheran

Die Aufhebung der Mitgliedschaft Syriens in der Organisation der Islamischen Kooperation (OIC) bedeutet einen weiteren Schritt in der syrischen Krise. Die Verurteilung durch den außerordentlichen Gipfel in Riad ist schwerwiegend, ausgesprochen von den versammelten Ländern mit der einzigen Ausnahme Iran. Eine derart geschlossene Front lässt dem Regime von Baschar al-Assad nun wenig Raum für Illusionen. Auch wenn die Organisation keinerlei Macht hat, Beschlüsse zu fassen in religiösen Angelegenheiten, so macht die Stellungnahme doch klar, dass man an der Einstellung der sunnitischen Mehrheit jetzt kaum noch zweifeln kann. Außerdem wird deutlich, dass als Einziger in der islamischen Welt der iranische Schiismus noch ein Garant des alawitisch-schiitischen Regimes in Damaskus ist – nicht nur politisch in der Region, sondern auch vor der gesamten islamischen Welt.

■ Neue Zürcher Zeitung (Schweiz)

Israel ist nicht bedroht

Die direkte Verknüpfung von Irans Nuklearprogramm mit der Frage von Israels Existenz hat sich für Israel bisher bezahlt gemacht. Die USA haben ihre ohnehin schon umfangreiche Militärhilfe an Israel erweitert. Und Deutschland hat unlängst mit der Lieferung von drei U-Booten der Dolphin-Klasse (die sich zur Bestückung mit Marschflugkörpern eignen) Israel einen großen Dienst erwiesen. Weiter legen sich die USA und die Europäer ins Zeug, um die Sanktionen gegen Iran zu verschärfen. Für Israel läuft die Sache nach Plan. Doch wie lange noch? Eine glaubwürdige Existenzbedrohung kann Israel nicht vorweisen. Die Zeit israelischer Brecheisen-Diplomatie läuft aus.

■ Süddeutsche Zeitung (München)

Israel zeigt seine Waffen

Die sicherste Art, einen Krieg zu gewinnen, ist, ihn gar nicht erst zu führen. Im vorgelagerten Dickicht der Drohungen und Sanktionen lässt sich so manche Schlacht auch ohne Blutvergießen schlagen. Siege werden hier mit kühlem Kopf und strategischem Geschick erzielt, nicht mit Bombenhagel und Raketenfeuer. Auch in Israel weiß man, dass ein Krieg das Ende von Sicherheit und Planung bedeutet. Wenn die Führung in Jerusalem also klug ist, dann dient das anschwellende Kriegsgeheul Richtung Teheran dem Ziel, mit maximaler Drohkraft eben diesen Krieg zu vermeiden. Die Frage ist nur, ob diese Führung wirklich klug ist.

■ Der Standard (Österreich)

Muslime gar nicht einig

Das Treffen in Riad zeigt klar, dass die politische Trennlinie zwischen den Positionen zu Syrien entlang der religiösen läuft. Die saudi-arabischen Medien sind offener als ihre Führer: Dort wird nicht bestritten, dass es in Syrien – und mit der Schwächung der Hisbollah im Libanon – darum geht, wieder eine Zacke in den „schiitischen Halbmond“ zu schlagen, der mit dem Sturz Saddam Husseins und der Befreiung der irakischen Schiiten seine perfekte Form erhielt. Auch der Iran sieht sich ja klar auf Syriens Seite, wenngleich das rein politisch, als „Widerstand“ gegen westliche Hegemonialpläne, deren Verkörperung Israel darstellt, formuliert wird. Und weil sie nicht zugeben können, dass sie für den Großteil der sunnitischen arabischen Welt immer religiöse Underdogs waren und bleiben werden, schreiben die Iraner auch die aktuelle Verschärfung der sunnitisch-schiitischen Spaltung einer westlichen Verschwörung gegen die Muslime zu.

■ Die Presse (Österreich)

Frauen in Saudi-Arabien

Frausein in diesem verkorksten Pascha-Land ist ein Zustand dauernder Demütigung. Und wenn es nun sogar Unternehmerinnen sind, die sich für die Frauenstädte einsetzen, so zeigt das nur, dass sie nur einen Ausweg sehen: die Flucht in weibliche Selbstverwirklichungsghettos. Was für Probleme muss man als Mann haben, dass man mit Frauen so umgeht? Ach so, das ist nur wegen der lokalen wahhabitischen Auslegung der Religion? Wieder ein Beispiel, was alles so durchgeht, sobald es im Namen der Religion geschieht.

Quelle: dpa