LESERINNENBRIEFE
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Suizid statt Selbstmord

■ betr.: „Nicht eure Helden“, taz vom 20. 11. 12

Die Reportage zum Thema Posttraumatische Belastungsstörung greift ein absolut wichtiges Thema auf und hat mir auch in der Darstellungsform gut gefallen. Es gibt jedoch ein gravierendes Problem: Die Überschrift in der zweiten Spalte („Selbstmord-‚Metho-den‘ “) kritisiere ich aufgrund der Verwendung des Begriffs „Selbstmord“ sehr. Es ist natürlich nicht das erste Mal, dass ich in der taz diesen Begriff lese, aber nun endlich setze ich mich hin und bitte mit diesem Brief die taz-Redaktion, zukünftig den Begriff „Selbstmord“ nicht mehr zu verwenden, sondern stattdessen den Begriff Suizid oder gegebenenfalls Selbsttötung. In der Fachwelt findet der Begriff „Selbstmord“ schon lange keine Anwendung mehr. Es ist selbstverständlich geworden, „Suizid“ zu schreiben. Einer der wichtigsten Gründe liegt auf der Hand: „Selbstmord“ drückt eindeutig eine Wertung aus – nämlich durch die Verwendung des Wortes „Mord“. Abgesehen davon, dass es niemandem zusteht, die Selbsttötung zu verurteilen, steht sie auch nicht unter Strafe. Also ist der Begriff auch falsch. MECHTILD LUTZE, Berlin

Drei Frauen

■ betr.: „Mehr Frauen an die Spritze“, taz vom 21. 11. 12

Der Artikel von Simone Schmollack gibt ganz richtig wieder, dass es nur wenige weibliche Chefärzte gibt, insbesondere an den Universitäten und dort gerade in den klinischen Fächern. Es ist aber falsch, dass es bundesweit nur zwei Frauen in einer solchen Position an der Uni gibt.

Es gibt immerhin drei Lehrstuhlinhaberinnen an Uni-Augenkliniken (die genauso zum zitierten klinischen Bereich gehören wie die anderen genannten chirurgischen Fächer): Nicole Eter in Münster, Antonia Joussen an der Berliner Charité und Birgit Lorenz in Gießen.

SUSANNE KASKEL-PAUL,

Lüdenscheid

Symbole

■ betr.: „Wofür steht Giordano Brunos Name?“, taz vom 21. 11. 12

Micha Brumlik fragt sich, warum Bruno als Symbol für geistige Freiheit, Aufklärung und Humanität gewählt wurde und nicht Lessing oder Servet. Nun, Lessing vertrat diese Ideale, die Ermordung Servets ist wohl einfach zu verurteilen, da er eben nicht Ansichten wie Bruno vertrat. Oben genannten Idealen wird man eben aber erst dann gerecht, wenn man sich einig darüber ist, einen Mann wie Bruno eben nicht töten zu dürfen, sondern dass man ihn mit anderen, geistigen Mitteln bekämpfen muss. Das macht ihn zum Symbol für ebendiese Werte. Was diese Stiftung daraus macht, ist selbstverständlich wieder eine andere Geschichte. VOLKER ZANDER, Haar

Den Namen ändern

■ betr.: „Wofür steht Giordano Brunos Name?“, taz vom 21. 11. 12

Die Ziele und Ideale der Stiftung, nämlich Aufklärung, Trennung von Staat und Kirche, Toleranz, Gleichberechtigung, Einsetzen für Opfer sexueller Gewalt stehen nach Brumliks Recherche im diametralen Gegensatz zu Positionen von Giordano Bruno. Den Vorwurf muss man der Stiftung schon machen: Recherchiere gut, wessen Namen du wählst. Der Name sollte geändert werden. Doch dann naht das grausige Ende seines Artikels. Brumlik wirft der Stiftung intoleranten Atheismus vor. Das kann ich als einer, der die Aktivitäten der Stiftung verfolgt, nicht nachvollziehen. Und „Austreibung“ der Religion, wo es der Stiftung darum geht, die Kirchen aus ihrer nicht mehr gerechtfertigten gesellschaftlichen privilegierten Vormachtstellung zurückzudrängen. Was bringt ihn so in Rage, dass er am Ende seines Artikels derart polemisiert?

MARTIN STIEFEL, München

Keine gleichwertigen Güter

■ betr.: „Und wieder siegt die Kirche“, taz vom 21. 11. 12

Eva Völpel schreibt:

„Die Richter haben am Dienstag zwischen zwei hohen Gütern abgewogen: dem Selbstbestimmungsrecht der Kirchen und dem Recht auf Streik, um bessere Arbeitsbedingungen zu erstreiten.“

Meint sie also, die beiden „hohen Güter“ seien gleich hoch? Das Recht von machtvollen politisch-gesellschaftlichen Organisationen, also der Kirchen, einerseits und ein Menschen- und Bürgerrecht andererseits? Beide Güter sind sicher nicht gleichwertig.

Das Problem unserer konservativen Rechtsprechung ist es, dass sie das Grundgesetz so interpretieren, dass sich die Kirchen teilweise und zum Zwecke der Gewinnsteigerung außerhalb der für alle geltenden Rechtsordnung bewegen dürften. Eigentlich nicht zu fassen!

An die Urwahl der Grünen-Basis mag ich da gar nicht mehr denken … MATTHIAS BÖKE, Hannover