Der bayerische Attackist

Manchmal gibt sich Uli Hoeneß generös. Dann, wenn der FC Bayern in der Tabelle oben steht und den Rest der Liga durchs Fernglas betrachtet. Man müsse aufpassen, räsonierte der Vereinspräsident in dieser Woche, dass in der Bundesliga nicht auf Dauer nur zwei Klubs dominierten und die große Langeweile ausbreche.

Und dann gibt es Hoeneß, den bayerischen Attackisten, der ebenfalls in dieser Woche Uefa-Präsident Michel Platini aufforderte, demnächst einige Bayern-Konkurrenten aus der Champions League zu werfen – wegen Verstoßes gegen das Financial Fair Play.

Die deutsche Erklärung, warum Bayern oder Dortmund seit Jahren keine internationalen Titel mehr geholt haben, ähnelt der deutschen Erzählung der Eurokrise: WIR haben solide gewirtschaftet, aus Niederlagen gelernt. Und dann sind da DIE ANDEREN: die Klubs, die von Scheichs und Oligarchen gepampert werden und, vor allem, die Schulden-Spanier, denen der Staat notfalls die Steuern erlassen will.

Nein, in Deutschland gibt es keine Scheichs und keine spontanen Steuererlässe. Hier gilt die Finanzierung von Fußballmillionären als dauerhafte Staatsaufgabe. Die Erschließung der Allianz-Arena etwa bezuschussten Bund, Land und Stadt mit rund 200 Millionen Euro. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen spendiert den Bayern jährlich Millionen. Und als die Münchner Sparkasse dem verschuldeten Mitmieter der Allianz-Arena, dem TSV 1860, einmal nicht finanziell helfen wollte, griff Hoeneß Christian Ude an. Der Münchner OB habe diese Lösung, von der auch der FC Bayern profitiert hätte, blockiert. Platini sollte auch die Bayern unter die Fairplay-Lupe nehmen. Denn Klubs aus den kleinen europäischen Ligen wie der FC Porto werden erst wieder um Titel mitspielen können, wenn die Finanzierung durch Scheichs ebenso verboten wird wie üppige Staatssubventionen. MARTIN REEH