JÜRN KRUSE ÜBER DEN VERKAUF DER SPRINGER-BLÄTTER AN FUNKE
: Alles muss raus

Das war keine gute Nachricht für die 900 betroffenen Springer-Mitarbeiter beim Hamburger Abendblatt, bei der Berliner Morgenpost, bei Hörzu und Co. Bei kaum einem anderen Verlag in Deutschland ist die eigene Arbeitskraft so schlecht aufgehoben wie bei der Funke Mediengruppe, an die die Zeitungen und Zeitschriften für 920 Millionen Euro verkauft werden sollen. Egal ob bei WAZ, Westfälische Rundschau oder sonst wo, es wirkt stets so, als kannten die Essener keine anderen Konzepte als Sparen, Rationalisieren, Ausquetschen und Auspressen. Dorthin wechselt wohl kaum einer gern.

Geld für zukunftsweisende Investitionen in die neuen Blätter dürfte auch nicht vorhanden sein. Funke muss sich schließlich, um den Kauf stemmen zu können, 260 Millionen Euro bei Springer leihen.

Die Springer AG hält damit streng ihren Kurs, zum führenden Digitalkonzern zu werden. Wer bisher noch dachte, dafür würden die bestehenden Marken ins digitale Zeitalter geführt, ist nun eines Besseren belehrt worden. Und wer bisher dachte, der Konzern, der den Namen seines Gründers Axel Springer trägt, würde doch die Wurzel des Erfolgs, die kurz nach dem Krieg gegründeten Abendblatt und Hörzu, nicht herausreißen, auch.

Springer agiert auf diesem Weg eiskalt. Ein „Haus des Journalismus“ wolle man bleiben, beteuerte Boss Mathias Döpfner noch vor Kurzem. Und jetzt verspricht er vollmundig, der Verkauf an Funke sei „für eine langfristige Perspektive der Marken und deren Mitarbeiter das Beste“. Doch wird auch er bald eines Besseren belehrt werden – wenn er überhaupt an seine eigenen Worte geglaubt hat. 2013 sollte laut Döpfner Springers „Jahr der Investitionen“ werden. Es wird zum Jahr des Verscherbelns.

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