exzellenzinitiative
: Bitterer Eliten-Hype

Da übersetzen Leitartikler die an deutsche Wissenschaftler vergebenen Nobelpreise umstandslos in „Auszeichnungen für die Heimat“. Den ewigen Neid auf Yale und Harvard schlecht versteckt, wird von Deutschland als „wissenschaftlicher Weltspitze“, schwadroniert, das womöglich „bald keine Phantasterei mehr“ sei. Genauso klingt es, wenn die Exzellenzinitiative abgefeiert wird: „Standort“ und „Strahlkraft“, das sind die Parolen.

KOMMENTAR VON CHRISTIAN JAKOB

Die obsessive Elitenfixierung offenbart, dass die Wissenschaft sich mit ihrer Frontstellung im regionalen und nationalen Standortwettbewerb nicht nur abgefunden hat. Sie geht darin geradezu auf. Nicht erst seit der nationalistischen Tonlage der Nobelpreis-Begeisterung der letzten Woche ist klar: Wissenschaftspolitik wird zu allererst unter Kriterien der Standortkonkurrenz verhandelt.

Materiell ist es den Universitäten kaum übelzunehmen, den Zirkus mitzumachen: wer sich der Eliten-Dressur verweigert, blutet finanziell eben aus. Doch die eitle Begeisterung befremdet. Die Bereitwilligkeit, mit der Bereiche geschlossen werden, die offenbar nicht genügend „strahlen“, ist bitter. Eine Politik, die zu Gunsten prestigeträchtiger Spitzen breite Partizipation am Wissenschaftsbetrieb – von Studierenden und Forschern – verneint, ist elitär – und deshalb undemokratisch.

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