Etwas Exzellenz im Norden

Die Göttinger Hochschule wird zur einzigen Eliteuniversität in den Nord-Bundesländern. Bei den Exzellenzclustern landen Fördermillionen in Hannover, Bremen und Hamburg

VON CHRISTIAN JACOB
UND KAI SCHÖNEBERG

„Es war ein Herzschlag-Finale“, sagt Kurt von Figura. Die letzten 20 Stunden vor der Entscheidung der Bonner Kommission waren für den Präsidenten der Göttinger Universität ein „Wechselbad der Gefühle“. Erst am Freitag Mittag war endgültig klar, dass die Georgia Augusta als eine von sechs deutschen Universitäten in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative des Bundes zur Elite-Universität gekürt worden ist. Damit erhält die Hochschule in den kommenden fünf Jahren zusätzlich 74 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln. Nach der ersten Runde gibt es nun insgesamt neun deutsche Elite-Universitäten. Göttingen ist die einzige im Norden.

Die Entscheidung scheint knapp gewesen zu sein. Gegen die Göttinger hatte gesprochen, dass sie zur Zeit wegen Umstrukturierungen beim Personal in der Einwerbung von Drittmitteln bundesweit nur an zwölfter Stelle stehen. Allerdings habe die Solidarität seiner Nord-Kollegen letztlich zu einem „einstimmigen Ergebnis“ geführt, sagte Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU). „Göttingen ist immer noch die Hochschule mit den meisten Nobelpreisträgern – 44?“, fragte Stratmann. „Cambrigde hat mehr“, verbesserte ihn von Figura. Und: „Ich denke, dass einige künftige Nobelpreisträger bereits in Göttingen studieren.“ Zudem werde sich künftig das Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrkräften „dramatisch verbessern“, da die Uni mit dem Geld externe Forschungszentren samt Dozenten integrieren wolle. Außerdem profitierten Studenten von Professoren, die mit dem Elite-Geld eine „kreative Auszeit“ nehmen könnten.

Auch bei den ebenfalls prämierten Exzellenz-Initiativen schnitt Göttingen gut ab: Die „Graduate School for Neuro- and Biosciences“ erhält fünf Millionen Euro. Die Quantenpsyiker der Universität Hannover kommen gar 35 Millionen Euro für ihr „Centre of Quantum Engineering and Space Time Research“. Damit, sagte Uni-Präsident Erich Barke, stehe Hannover in seinem privaten Medaillenspiegel bundesweit auf Platz 9. Barke: „Wir haben jetzt zwei Silbermedaillen“. Der Grund: Im vergangenen Jahr hatte bereits die Medizinische Hochschule Hannover mit ihrem „Rebirth“-Cluster Fördermillionen erhalten.

Auch die Universität Bremen wurde honoriert: Das sozialwissenschaftliche Doktorandenkolleg „Bremen International Graduate School of Social Sciences“ bekommt fünf Millionen Euro. Auch die Meereswissenschaftler bekommen mit ihrem Projekt „The Ocean in the Earth – MARUM“ bis 2012 jeweils 6,5 Millionen Euro pro Jahr. Beide Einrichtungen kooperieren mit der privaten Jacobs University Bremen (JUB). Für die Privat-Uni ist die Zusammenarbeit von fundamentaler Bedeutung. 2006 hatte der Kaffee-Erbe Klaus Jacobs der fast bankrotten JUB eine Spende von 200 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Bedingung: Die Stadt Bremen sollte in den kommenden fünf Jahren je fünf Millionen Euro an die JUB zahlen. Doch dies widersprach der politischen Beschlusslage. Bremen hatte bereits 118 Millionen Euro in die JUB gesteckt. Die Kooperation zwischen öffentlicher Uni und JUB macht nun eine Ausnahme möglich, das Jacobs-Geld kann fließen.

In Hamburg soll für die Klimaforschung künftig ein weltweit führender Wissenschaftsverbund entstehen. Die dortige Universität erhält dafür in den kommenden fünf Jahren 25 Millionen Euro Fördermittel vom Bund, der Senat gibt neun Millionen. Schleswig-Holstein kann rund 45 Millionen Euro zusätzlich für Spitzenforschung in Medizin, Informatik und Geisteswissenschaften investieren.

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