Stevens macht den Münte

Kündigung aus Liebe: Trainer Huub Stevens verlängert nicht beim HSV, sondern wechselt zur kommenden Saison zum PSV Eindhoven, um in der Nähe seiner kranken Frau zu sein. Bedauern, aber keine Panik beim HSV

Huub Stevens kam in Trainingsanzug und Adiletten zur Pressekonferenz, als wäre es ein ganz normaler Trainingstag. Dabei hatte das, was er zu sagen hatte, für seinen Arbeitgeber, den Hamburger Sportverein, maximale Tragweite: Der holländische Erfolgstrainer hat dem wochenlangen Werben des PSV Eindhoven nachgegeben und wird nach Saisonabschluss in die Heimat zurückkehren.

„Es war mir wichtig, meinen Vertrag hier nicht zu brechen“, sagte Stevens. Deshalb habe er gleich deutlich gemacht, er stehe nicht zur Verfügung, als sein Name in der Debatte um die Nachfolge des zum FC Valencia gewechselten Ronald Koeman fiel – obwohl ihn mit Eindhoven eine lange gemeinsame Geschichte verbindet: Stevens hat dem PSV insgesamt 18 Jahre lang als Spieler, Jugendtrainer und Co-Trainer gedient.

Den Ausschlag dafür, den HSV nach Vertragsende im Juni zu verlassen, gab allerdings die Familie Stevens. Seine Frau Toos ist seit langem wegen eines chronischen Darmleidens in Behandlung – in Eindhoven. Stevens hatte während der vergangenen Saison bereits um Urlaub nachgesucht, um bei ihr sein zu können. „Es gibt Wichtigeres im Leben als nur Fußball“, sagte er gestern, und wenn man das miteinander verbinden könne, sei es umso besser.

Die HSV-Offiziellen bedauerten Stevens’ Schritt gestern, bekundeten aber auch Respekt vor der Entscheidung des Trainers, der den Klub im Februar als Tabellenvorletzten übernommen und noch in den Uefa-Cup geführt hatte. „Ich hätte gern bis zur Pensionierung mit Stevens zusammengearbeitet“, sagte HSV-Präsident Bernd Hoffmann. Nun muss er sich auf die Suche nach einem Nachfolger begeben, der zum von Stevens mitgebastelten Kader passt. Dabei sei es ein Vorteil, schon jetzt bescheid zu wissen, meinte Hoffmann. „Und natürlich ist es von Platz drei aus einfacher – da sind wir eine schönere Braut als auf Platz 17.“ Hoffmann verkündete gestern auch eine Art Selbstverpflichtung, vor Vertragsabschluss mit dem Stevens-Nachfolger keine „Wasserstandsmeldungen“ abzugeben.

Stevens kann das nur recht sein: Er betonte gestern so oft, er wolle mit dem HSV „noch was erreichen“, dass man den Eindruck haben konnte, es handele sich um etwas ganz Großes. Wie um das zu unterstreichen, stürmte er nach der Pressekonferenz die Treppe hinunter, verteilte kollegiale Schulterstubser und raunte augenzwinkernd: „Bis bald!“JAN KAHLCKE