Leere Briefkästen

Der Streik in den Briefzentren in Hamburg und Hannover hat laut Gewerkschaft zwei Millionen Briefe aufgehalten. Sie werden heute ausgeliefert, während Ver.di in Schleswig-Holstein und Meck-Pomm für heute zu Streiks aufgerufen hat

Nach den Lokführern haben nun auch die Mitarbeiter der Post in den Briefzentren gezeigt, wie wichtig sie sind – und wie effizient sie streiken können. In der Nacht zum Montag sind in neun Verteilzentren in Deutschland Angestellte in den Warnstreik getreten, darunter auch die 200 Mitarbeiter in Hamburg und Hannover. Durch die Aktion konnten Briefe für Empfänger in den Postleitzahlgebieten 20, 22, 30 und 31 nicht zugestellt werden – betroffen sind Hamburg, Hannover, Hildesheim, Hameln, Peine und Nienburg.

Ver.di schätzt, dass in dieser Nachtschicht sonst zwei Millionen Briefe und Werbesendungen sortiert werden – die Deutsche Post hält die Zahl für überzogen. Sie will die liegen gebliebenen Sendungen morgen zustellen.

Die Verhandlungen zwischen Ver.di und der Deutschen Post AG waren am Wochenende gescheitert, Streitpunkte sind Arbeitszeiten und Lohnhöhe. An diesem Freitag beginnt die Urabstimmung über einen unbefristeten Streik und dauert bis zum 29. April an. Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Lohn, die Post bietet eine Gehaltserhöhung um 5,5 Prozent bei einer Verlängerung der Arbeitszeit um 30 Minuten pro Woche. Wenn die Mitglieder zustimmen, könnte der unbefristete Streik am 2. Mai beginnen.

Trotz Fax, SMS und E-Mail: Die Unternehmen im Norden brauchen Postversender. „Der Versand von Dokumenten spielt eine extrem wichtige Rolle“, sagt Günter Dorigoni von der Handelskammer Hamburg. Die Post lebt davon: Nach ihrer Schätzung sind 85 Prozent der Sendungen Geschäftsbriefe. Ein Streik, auch unbefristet, sei aber dank der privaten Post-Konkurrenz kein Problem. „Das könnte zu langfristigen Schäden für die Deutsche Post führen.“

So bleiben als Hauptbetroffene die Privatkunden: Sie können zwar auch die Dienste mancher privater Postdienste nutzen, doch haben diese kein geschlossenes bundesweites Netz und arbeiten für die Zustellung auf den letzten Metern mit der ehemaligen Bundespost zusammen.

Die Warnstreiks gehen heute weiter: Ver.di hat ihre Mitglieder in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu Warnstreiks aufgerufen. „Betroffen sind mehrere Regionen“, sagte Ver.di-Landesfachbereichsleiter Wolfgang Abel. Nähere Angaben machte er nicht. DKU