Feinstaub-Plakette
: Kein Kotau vor den Lobbyisten

Wenn Handelskammern, ADAC, FDP und CDU unisono gegen den „Plakettenwahnsinn“ und „Sargnagel für Mittelständler“ wüten, ist Vorsicht angebracht. Schlichte Klientelpolitik ist auch zu vermuten, wenn ein Umweltminister wie der liberale Niedersachse Hans-Heinrich Sander schon vor Ablauf jeglicher Evaluierungsfrist, die die Auswirkung von Umweltzonen überprüfen könnte, ihre Abschaffung fordert. Überall ist anfangs der Protest groß, in Hannover kam es bereits zu einer Anti-Plaketten-Demo.

KOMMENTAR VON KAI SCHÖNEBERG

Tatsächlich wird die Zahl der Städte, die per Umweltplakette die europäische Feinstaubrichtlinie einhalten und damit die Gesundheit ihrer Bürger schützen wollen, immer größer. Die Umweltzonen-Idee ist eine Erfolgsgeschichte.

Wenn Städte das Plaketten-Gebot anfänglich nicht nachhaltig kontrollieren, ist das kaum ein Kotau vor den Lobbyisten. Keine Plaketten-Sheriffs, keine Proteste. Das ist kein Laissez-Faire, sondern pragmatische Politik, die Kritikern den Wind aus den Segeln nimmt.

Das Gros der Autofahrer wird sich trotzdem eine Plakette und später auch ein neues Auto besorgen. Eins ist zudem klar: Umweltzonen sind kein Allheilmittel gegen Feinstaub. Viele Partikel stammen von Feuern, vom Reifenabrieb. Auch umweltverträgliche Heizungen können helfen, den Krebserreger zu bekämpfen.