DER RECHTE RAND
: Feindbild Saisonpatriot

Feindbild „Saisonpatrioten“: Schon bei der Fußball-WM 2006 sorgten sich NPD und so genannt „Freie Kameradschaften“ darum, dass nach den Spielen der allerorten entdeckte Nationalstolz schnell wieder abklingen könnte. Vor dem ersten EM-Spiel der deutschen Mannschaft verteilten die „Nationalen Sozialisten Niedersachsen“ (NSN) nun massenhaft Flugblätter in Hannover. Darauf wird unter anderem gefordert: „Unsere Fahnen müssen immer und überall wehen.“ Am Mittwoch kündigten Polizei und Stadtverwaltung an, gegen die Zettel vorzugehen.

Am hannoverschen Hauptbahnhof fielen Reisenden am Sonntag die Flugblätter auf, für die der Hamburger Neonaziführer Christian Worch presserechtlich verantwortlich zeichnet. Auch in U-Bahnhöfen und am Stadion lagen die Blätter aus, deren erste Seite das „Deutschlandlied“ ziert – inklusive „Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“. Offensiv fragt die NSN auf der Rückseite: „Wehen deine Fahnen auch nach der EM? Bist du wirklich nur ein Saisondeutscher?“

Auch beim „Public Viewing“ konnten Fans diese Fragen lesen. „Am Eingang zur Parkbühne lagen hunderte der Flyer rum“, sagte eine Besucherin der taz. „Die müssen da groß aufgelaufen sein.“ Die Polizei dagegen will nichts gemerkt haben. Dass es auf dem Gelände keine solche Aktion gegeben habe, versicherte zunächst auch Klaus Timaeus, Büroleiter des Oberbürgermeisters und verantwortlicher Organisator der Spiel-Übertragung. Gestern erklärte er dann, die Flugblätter würden in jedem Fall verboten: „Da mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch, das wird nicht mehr verteilt.“

Auch der Antirassismus-Arbeitskreis des Fußballbundesligisten Hannover 96 protestierte gegen die Flugblätter. „Wir werden es nicht akzeptieren, dass sich Nazis versuchen beim Fußball breitzumachen“, erklärte Marian Kostner, von dem Arbeitskreis.