Das Ende eines langen Namens

Die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven wurde vor knapp neun Jahren fusioniert. Jetzt plant Niedersachsens Wissenschaftsminister Stratmann eine Neustrukturierung, Kenner befürchten die Zerschlagung

Am Freitag werden sie sich in Oldenburg treffen, und es dürfte einigermaßen frostig zugehen, wenn sich Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) und die Präsidentin der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven (FH OOW), Vera Dominke, gegenüber sitzen.

Dass sich die beiden CDU-Mitglieder nicht sympathisch sind, ist bekannt. Dass Dominke aber aus Zeitungen erfahren musste, der Minister plane die Aufspaltung ihrer FH, war ein Affront. Sie traf die Nachricht „völlig überraschend“, wobei Gerüchte über eine Neuausrichtung der FH in den letzten Jahren quasi zu deren Alltag gehörten.

Am 1. Januar 2000 waren die drei Fachhochschulen in Oldenburg, Wilhelmshaven und Emden mit insgesamt rund 10.000 Studierenden zur größten FH Niedersachsens fusioniert worden. Die Entscheidung der damaligen rot-grünen Landesregierung wurde in den Hochschulen nie akzeptiert, es entstand eine regional zersplitterte Einrichtung mit fünf Standorten, von der es hieß, sie habe nie eine eigene Identität entwickelt.

Warum Stratmann jetzt aber so plötzlich kundtat, die Fusion rückgängig zu machen, erscheint merkwürdig. Einen konkreten Anlass gab es nicht, und wenn man mit Angehörigen der Hochschule spricht, klingt es nicht so, als stehe es um das Miteinander der FH wirklich so schlecht, wie Stratmann kolportierte. Dominke sagt, nach vielen Jahren sei gerade etwas Ruhe eingekehrt. Die für Emden sowie für Studium und Lehre zuständige Vize-Präsidentin Katharina Belling-Seib erklärt, sie sei nicht sicher, „dass das Wissenschaftsministerium weiß, was wir erreicht haben“, und einer der hochschulpolitischen Sprecher der Studierendenvertretung wundert sich, „weil wir von studentischer Seite aus die Fusion abgeschlossen haben“.

Nun aber scheint eine Zerschlagung beschlossene Sache zu sein, auch wenn sich das Wissenschaftsministerium in Hannover noch bedeckt hält über das Wie. Pressesprecher Kurt Neubert sagt, eine Aufspaltung in eine FH in Emden und eine mit den Studienorten Oldenburg und Wilhelmshaven könne eine Variante sein, konkrete Pläne aber gebe es nicht.

Einige Kenner der FH OOW allerdings vermuten, dass in Stratmanns Ministerium längst ein ganz anderer Plan ausgeheckt wurde: Demnach könnten Teile der Groß-FH ganz abgespalten und der Oldenburger Universität zugeschlagen werden. Deren Präsident Uwe Schneidewind ist stark an den Ingenieurwissenschaften interessiert, die seiner Universität bislang fehlen. So bekäme er sie auf Kosten einer ausgeweideten FH.

Für Stratmann könnte eine Zerschlagung auch deshalb attraktiv sein, weil er so Vera Dominke los werden könnte. Deren Wahl als FH-Präsidentin hatte er 2003 noch verhindern wollen. FELIX ZIMMERMANN