Allein gegen die Bundeswehr

Das Panzerbataillon 33 feiert im niedersächsischen Luttmersen mit 6.000 Besuchern seinen 50. Geburtstag. Gerhard Biederbeck sorgt mit einer Bonsai-Demonstration für Aufregung vor dem Kasernentor

Fähnchen schwenkend brachte früher so mancher seine Verbundenheit mit dem Militär zum Ausdruck. Heute kann man Panzer gucken und das Fähnchen zu Hause lassen. So auch beim Panzerbataillon 33, das im niedersächsischen Luttmersen bei Hannover seinen 50. Geburtstag feierte. 6.000 fähnchenlose Besucher feierten mit.

Obgleich es das Brötchen zur Erbsensuppe gratis gab, mochte Gerhard Biederbeck, Friedensaktivist aus Neustadt am Rübenberge, nicht mitjubeln. Während in der Kaserne bei einer dynamischen Waffenschau Kampfpanzer einen VW Touareg zerschredderten, demonstrierte Biederbeck vor dem Kasernentor. Zwei Bewohner des Friedenshofes in Niederstöcken standen ihm mit Plakat und Luftballonen zur Seite. Aufschrift: „Panzer, Waffen, Schere, Licht dürfen kleine Kinder nicht.“

Hinter dem von Feldjägern bewachten Kasernenzaun juckt das niemanden. Die Militärpolizisten beäugt lieber die Kinder, die heute das Blaulicht eines ihrer Jeeps bedienen dürfen. Die Bundeswehr war auch mit Hüpfburg, riesigen Löschkanonen und Modellpanzern angerückt.

Vor dem Zaun beschimpfen einige Panzerschau-Besucher den Demonstranten als „Arschloch“ und „Penner“. Doch Biederbeck erntet in den insgesamt sieben Stunden seiner Bonsai-Demonstration auch mildere Reaktionen. „Beeindruckend, wie Sie hier ausharren“, „Eigentlich haben Sie ja recht“ oder „Es muss auch solche Leute geben“, sagen weitere Besucher. Der CDU-Landtagsabgeordnete Wilhelm Heidemann (CDU) findet gar aufmunternde Worte. „Passen Sie gut auf“, ruft er Biederbeck aus einem vorbeifahrenden Mercedes zu, bevor er beim offiziellen Empfang mit dutzenden Ehrengästen speist.

Es war alles perfekt organisiert. Kein autonomer Mob, wie die Polizei befürchtet hatte, kein Stau vor dem Parkplatz. Die Bundeswehr ist später hoch zufrieden. Die Besucherzahlen, sagt Pressefeldwebel Thomas Ehring, würden zeigen, dass die Soldaten des Bataillons im Neustädter Land integriert sind. Und dass sich die Bevölkerung mit dem Standort identifiziert.

Genau dagegen steht Gerhard Biederbeck vor dem Tor. Einige Politiker besuchen den einsamen Demonstranten sogar. 40 Minuten plaudern Susanne Grote (SPD), Bürgermeister Uwe Sternbeck (Grüne) und die Bundestagsabgeordnete Caren Marks (SPD) mit dem 59-jährigen Friedensaktivisten.

Als Grund für seine Demonstration nennt Biederbeck die schleichende Militarisierung der Gesellschaft: „Wenn tausend Soldaten ins Ausland geschickt werden sollen, müssen zunächst tausend Mütter überzeugt werden.“ Das sei die Strategie der Bundeswehr, dafür seien solche Veranstaltungen da. „Und dagegen stehe ich hier.“ DIRK MISSLISCH