swantje hartmann, ex-hoffnung der spd
: Das Opfer

„Die Leute glauben, wir sind verrückt geworden“, sagt ein SPD-Abgeordneter, der in dem Chaos um verlorene Wahlen, Parteireform und dem Swantje Hartmann-Drama langsam die Nerven verliert. Die Niedersachsen-SPD macht Schlagzeilen derzeit nicht mit Politik, sondern mit Zickenkrieg und Kabalen.

Am Wochenende beschlossen die Landtagsabgeordneten des SPD-Bezirks Weser-Ems einstimmig, das 35-jährige einstige „Jungtalent“ vom Posten als finanzpolitische Sprecherin der Fraktion zu entbinden. Hartmann war nicht zu dem Treffen erschienen. Heute wird die Landtagsfraktion über den Abberufungsantrag entscheiden. Fraktionschef Wolfgang Jüttner hat ein Statement angekündigt. Es sieht nicht gut aus für Hartmann. Sogar von Mandatsverzicht ist die Rede. Die Delmenhorsterin habe sich als „Führungskraft völlig disqualifiziert“, sagt die Sprecherin der Weser-Ems-Abgeordneten, Johanne Modder.

Hartmann hatte nach der Landtagswahl im Januar aus dem Stand SPD-Karriere gemacht: Ihre Posten in Fraktions- und Parteivorstand erregten Neid bei den Genossen. Auch bei vielen Genossinnen. Oft wird das Foto von der Fraktionsklausur auf Borkum genannt, auf dem sie mit Jüttner und ihrem einstigen Förderer, Landesparteichef Garrelt Duin, im Strandkorb posierte. Duin forderte sie Anfang Juni zum Rückzug von ihren Parteiämtern auf. Dabei hat Hartmann stets bestritten, etwas mit den Untreuevorwürfen gegen ihren langjährigen ehemaligen Freund, einen SPD-Geschäftsführer, zu tun gehabt zu haben. Gegen ihren Ex wird ermittelt, gegen sie nicht.

Die SPD geht nach der Lektüre eines internen Berichts davon aus, dass Hartmann doch von unterschlagenem Parteigeld profitiert haben könnte. Es geht wohl um Beträge im dreistelligen Euro-Bereich, eine Partner-Bahncard 1. Klasse sowie Handy- und Hotelrechnungen auf SPD-Kosten. Den Genossen gehe es darum, „mich politisch und persönlich zu erledigen“, reklamierte Hartmann per Mitteilung für sich die Opferrolle. „Eine faire Chance“, die Behauptungen zu entkräften, „wurde mir nicht eingeräumt“. KSC

SWANTJE HARTMANN, 35, seit 2001 Bürgermeisterin von Delmenhorst und seit 2006 im Landtag. FOTO: DPA