hartmann-story
: Verspieltes Vertrauen

Im Normalfall beginnt ein Skandal mit Gerüchten, die sich allmählich verdichten – bis zur tonnenschweren Beweislast. Dann: Eruption der Empörung und Rücktritt in Schande.

KOMMENTAR VON BENNO SCHIRRMEISTER

Im Fall Swantje Hartmann liegen die Dinge auf erstaunliche Weise anders: Zwar wächst die innerparteiliche Aufregung über die vormalige Hoffnungsträgerin. Die Vorwürfe gegen die niedersächsische SPD-Abgeordnete und ehrenamtliche Bürgermeisterin von Delmenhorst neigen aber dazu, sich zu verflüchtigen. Sehr handfest waren sie nie.

Anfangs hieß es, da war Hartmann noch finanzpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, sie habe Gelder zugunsten ihres Exfreundes veruntreut und sogar selbst einen Offenbarungseid leisten müssen. Das war gelogen. Dem Fortgang der Affäre tat das keinen Abbruch: Derzeit begründen unklar abgerechnete Leistungen im Gegenwert von 500 Euro die Rücktrittsforderung materiell. Also besinnt man sich auch auf abstrakte Werte: „Es geht“, behauptet SPD-Unterbezirkschef Holger Ortel, „um Vertrauen und Ehrlichkeit.“

Das ist durchaus richtig. Fragt sich bloß, wer gerade das meiste Vertrauen verspielt. Denn klar ist, dass die Vorwürfe aus der Partei lanciert werden. Und: Hartmann hat um ein faires Verfahren vor einer unabhängigen Stelle gebeten. Die SPD-Satzung sieht so etwas vor. Nur die Parteistimmung nicht.