Hausarztmangel ist hausgemacht

Dass die Allgemeinmediziner knapp werden, liegt laut einer Bremer Studie an schlecht informiertem Nachwuchs

Ein schlechter Ruf und mangelhafte Informationen halten Medizinstudierende davon ab, sich für eine Karriere als Hausarzt zu entscheiden. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Studie der Universität Bremen über die „Sicherung der hausärztlichen Versorgung in der Perspektive des ärztlichen Nachwuchses und niedergelassener Hausärztinnen und Hausärzte“. Die Bremer Gesundheitswissenschaftler befragten dazu 15 Studierende sowie 17 Ärzte und Ärztinnen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Eines der Ziele war es, herauszufinden, wie der auf dem Land bereits bestehende – und in der Stadt sich ankündigende – Hausärztemangel aufgefangen werden kann.

Dazu müsste nach Einschätzung der Forscher das Berufsbild des Allgemeinmediziners „wie im europäischen Ausland bereits gang und gäbe systematisch verbessert werden“: In den Interviews mit den Studierenden hatte sich gezeigt, dass Hausärzte ein schlechtes Image haben, als „gescheitert“ oder auch „Feld-Wald-und-Wiesen-Doktor“ gelten. Das sei, „was jeder Student lernt“, hatte es einer der Interviewten formuliert. Gleichzeitig stellten die Wissenschaftler fest, dass die Studierenden kaum wissen, was ein Allgemeinmediziner eigentlich macht.

Die Ursache sieht die Forschergruppe um Norbert Schmacke vor allem in der Studienorganisation. So werde der Fachbereich Allgemeinmedizin dadurch abgewertet, dass es kaum eigene Lehrstühle dafür gebe. Auch tauche er im Regelstudium „bis zum 8. Semester gar nicht auf, während andere Fachrichtungen durchaus thematisiert werden“. Dies habe zur Folge, dass viele Studierende „bereits in andere Fachrichtungen und Spezialisierungen gebahnt werden, lange bevor sie überhaupt mit der Allgemeinmedizin in Berührung kommen“, so die Studie. Sinnvoller sei es, mit ihr anzufangen. Problematisch finden die Forscher, dass sich die Medizin „durch eine jahrzehntelange Dominanz der immer höheren Spezialisierung“ auszeichne.

Die Forscher empfehlen dringend eine Aufwertung des Berufsbildes: Hausärzte würden wegen der Alterung der Gesellschaft künftig noch mehr benötigt. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein wollen aber 63 Prozent der dortigen Hausärzte bis 2015 in den Ruhestand gehen. EIB