Asse entzweit Umweltminister

Betreiber pumpte Lauge ab, um das Atommüll-Lager Asse vor dem Absaufen zu bewahren. Radioaktivität laut Umweltministerium weit unter Grenzwert. Helmholtz-Zentrum entdeckt im Ex-Bergwerk auch Fässer mit Flüssigkeiten

Die aus dem Atommüll-Lager Asse abtransportierte Lauge ist ungefährlich – angeblich. Nach Auskunft des niedersächsischen Umweltministeriums wurden die radioaktiven Stoffe Tritium und Uran in unbedenklichen Konzentrationen gemessen. Vertreter des Kreises Celle und der Gemeinde Höfer, wo die Lauge entsorgt wurde, äußerten dennoch ihr Unverständnis darüber, nicht über die Entsorgung informiert worden zu sein. Das Helmholtz-Zentrum als Betreiberin der Asse beantragte, der für den Abtransport der Lauge verfügte Stopp möge aufgehoben werden.

In das Atommüll-Lager Asse sickern pro Tag zwölf Kubikmeter Wasser. Um das Absaufen des ehemaligen Salzbergwerks zu verhindern, pumpt das Helmholtz-Zentrum die Lauge ab und schüttet sie in andere stillgelegte Bergwerke: Maria Glück bei Celle, Hope im Kreis Soltau-Fallingbostel sowie drei Schächte in Bad Salzdetfurth.

Über die Transporte zur Grube Maria Glück hatte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) nach eigenen Angaben beiläufig vom niedersächsischen Umweltministerium erfahren. Alarmiert wegen der stark mit Cäsium belasteten Lauge in der Asse, die in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen sorgte, verlangte Gabriel Auskunft: Sein hannoverscher Amtskollege Hans-Heinrich Sander (FDP) möge ihm bitte mitteilen, wie zuverlässig die gemessenen Kontaminationswerte seien – und ob nicht doch Gefahr für die Bevölkerung bestehe.

Eine Sprecherin Sanders warf dem Bundesumweltminister daraufhin vor, „Horrormeldungen“ zu verbreiten. Der niedersächsische Umwelt-Staatssekretär Stefan Birkner (FDP) schrieb seinem Berliner Kollegen Matthias Machnig (SPD): „Unsachgemäße Erklärungen Ihres Hauses tragen nur dazu bei, die ohnehin große Irritation in Öffentlichkeit und Politik noch zu verstärken.“

Unterdessen hat das Helmholtz-Zentrum eingeräumt, dass entgegen der bisherigen Annahmen auch Fässer mit flüssigem Inhalt eingelagert worden seien. 1967 hatten die Einlagerungen ohne besondere Regeln begonnen. Erst 1975 wurden Flüssigkeiten von der Einlagerung ausgenommen. Für die Langzeitsicherheit, versicherten die Betreiber, habe die neue Erkenntnis aber keine Bedeutung. DPA / TAZ