Anschlag auf jüdische Gemeinde

Ins jüdische Gemeindezentrum in Pinneberg flog ein Pflasterstein – vermutlich stehen Rechte hinter der Tat

Nach dem Anschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in Pinneberg geht der Gemeindevorsitzende Wolfgang Seibert von einem rechtsextremen Hintergrund aus. „So was kann öfters passieren, ihr habt keine Ruhe. Sieg Heil.“, habe ein junger Mann bei einem Bekenneranruf in den Hörer gebrüllt, sagte Seibert.

Mit großer Wucht war zuvor ein Pflasterstein in die Scheibe des Betsaals geworfen worden. Deren doppelte Verglasung ging bei dem Anschlag am frühen Montagmorgen zu Bruch. Seit 2002 besteht in der schleswig-holsteinischen Stadt die jüdische Gemeinde mit mehr als 170 Mitgliedern. Auch innerhalb der Gemeinde wird von einer rechtsextremen Tat ausgegangen. Schon früher kam es zu ähnlichen Vorfällen. Einmal versuchten mehrere junge Leute eine Hochzeit zu stören, die nach jüdischem Brauch unter freien Himmel gefeiert wurde. Nahe dem Gemeindesaal kleben NPD-Aufkleber an Laternen.

Michael Koehn, Kreisvorsitzender der Grünen, nannte den Anschlag eine „geschichtsvergessene Tat.“ Besonders alarmierend sei, dass sich die Tat in eine „Serie von Vorfällen“ einreihe.

Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass der Stein, mit dem die Scheibe eingeworfen wurde, nicht aus der Nähe des Tatorts stamme, sondern offenbar extra für den Anschlag herbeigeschafft wurde. Mittlerweile hat sich auch der Staatsschutz in den Fall eingeschaltet.

Heute findet in der Heilig-Geist-Kirche in Pinneberg ein Abend mit jiddischen Liedern statt – erstmals in Gegenwart eines Wachdienstes. Solche Schutzmaßnahmen wollte der Gemeindevorsitzende Seibert eigentlich vermeiden: Jüdisches Leben sollte in Pinneberg wieder zur Normalität werden. AS