„Können uns viel von Afrika abschauen“

AFRIKAFESTIVAL Die Friedensstadt Osnabrück widmet sich alljährlich dem afrikanischen Kontinent in einer mehrmonatigen Veranstaltungsreihe. Deren Höhepunkt ist das Festivalwochenende vom 3. bis 6. Juni

ist Geografin und leitet das Büro für Friedenskultur der Stadt Osnabrück. Dort organisiert sie das Afrikafestival mit  Foto: von Brill

VON VERONIKA WAWATSCHEK

taz: Frau Opladen, Osnabrück hat befreundete Städte in Frankreich, den USA, Russland und China. Aber keine afrikanische Stadt ist darunter. Woher kommt die Idee für ein Afrikafestival in Osnabrück?

Katharina Opladen: Unsere französische Partnerstadt Angers veranstaltet jedes Jahr ein afrikanisches Filmfestival. Da hatten wir die Idee, diese Filme auch hier in Osnabrück zu zeigen. Beim ersten Festival waren sie auch der Schwerpunkt. Danach ist der Film Teil eines viele Sparten umfassenden Festivals geworden.

Worauf zielt das Programm des Osnabrücker Afrikafestivals?

Wir wollen unseren Nachbarkontinent in möglichst vielen Facetten darstellen: Da gibt es politische Diskussionen, Lesungen, Kunstausstellungen, Konzerte wie etwa das „Afrikamie“-Open Air, und einen afrikanischen Markt. Außerdem bieten wir das Begleitprogramm „Afrika macht Schule“ an. Es beinhaltet kulturelle Angebote für Schüler und Fortbildungen für Lehrer. In diesem Jahr wird Denis Goldberg, Weggefährte von Nelson Mandela und Ehrengast des Festivals, wieder einige Schulen besuchen. Er fühlt sich unserer Stadt und dem Toleranzgedanken besonders verbunden.

Das europaweit größte Afrikafestival in Würzburg will den Kontinent gerade nicht aus der Perspektive der Krise betrachten. Welches Bild von Afrika möchten Sie auf dem Festival zeigen?

Im Gegensatz zu Würzburg liegt unser Schwerpunkt nicht auf der Musik. Man merkt schon an der Dauer unseres Festivals, dass es uns um die kulturelle und politische Vielfalt des Kontinents geht. Wir wollen zeigen, dass Afrika aus 53 höchst unterschiedlichen Staaten besteht. Dabei stehen Kriege, Krisen und Katastrophen nicht im Mittelpunkt, werden aber thematisiert, zum Beispiel im Rahmen von Diskussionen oder an Infoständen der teilnehmenden Hilfsorganisationen. Einen Schwerpunkt haben wir in diesem Jahr wegen der Fußball-WM auf Südafrika gelegt. Grundsätzlich wollen wir ein positives und differenziertes Afrikabild zeigen. Ich glaube, dass wir viel von den Menschen in Afrika abschauen können.

Zum Beispiel?

Dazu fällt mir ein Satz unseres Schirmherrn Willi Lemke ein, dem früheren Werder Bremen-Manager und jetzigen UN-Sonderberater für Sport im Dienst von Frieden und Entwicklung: „Europäer haben die Uhren, Afrikaner aber haben die Zeit.“ Das ist natürlich etwas klischeehaft, trifft aber einen wichtigen Punkt. Vor Klischees und einem gewissen Eurozentrismus sind auch wir als Veranstalter nicht gefeit. Trotzdem glaube ich, dass wir durch das Festival Denkanstöße geben können.

Wie organisiert und finanziert sich das Afrikafestival?

Wir sind ein Kulturfestival, bei dem die Stadt bezüglich der Planung und Finanzierung stark involviert ist. Daher übernehmen wir vom Büro für Friedenskultur die Gesamtkoordination. Mit im Boot sind aber auch viele Vereine und Initiativen. Zur Finanzierung hat die Stadt in diesem Jahr 100.000 Euro bereitgestellt. Weitere 75.000 Euro wurden als Drittmittel von Stiftungen und anderen Einrichtungen akquiriert oder werden durch Einnahmen erwirtschaftet. So groß und finanziell aufwändig wie in diesem Jahr war das Festival noch nie.

Was ist Ihr persönliches Highlight in diesem Jahr?

Mein Favorit ist das Konzert von „Freshlyground“ am 5. Juni. Das ist die südafrikanische Band, die mit Shakira den offiziellen Fifa-WM-Song aufgenommen hat. Das klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber sie verkörpern für mich wirklich das Multikulturelle der Regenbogennation Südafrika.

Der Höhepunkt der Afrika-Veranstaltungsreihe in Osnabrück ist das Festivalwochenende vom 3. bis 6. Juni. Dabei gibt es unter anderem ein Konzert mit Bassekou Kouyaté am 3. Juni. Am 5. Juni spielt ab 19 Uhr auf dem Marktplatz umsonst und draußen die südafrikanische Band „Freshlyground“, außerdem kommen die Sängerin Nomfusi und die Senegalesin Sister Fa, die mit ihrer Band in Berlin lebt. Weitere Infos: www.osnabrueck.de/afrika/