„Tief erschüttert und beschämt“

MISSBRAUCHSFÄLLE Seit Februar gab es im Bistum Osnabrück 28 Hinweise auf Missbrauch. Nun hat sich Osnabrücks katholischer Bischof Franz-Josef Bode bei den kirchlichen Missbrauchsopfern entschuldigt

Bischof Bode will nun Gespräche mit den Opfern suchen

Der katholische Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, hat die kirchlichen Missbrauchsopfer um Entschuldigung gebeten. „Ich bin tief erschüttert und beschämt“, sagte ein emotional aufgewühlter Bode am Dienstag in Osnabrück.

Die Kirche müsse mehr die Perspektive der Opfer berücksichtigen. Er kündigte an, Gespräche mit den Opfern zu suchen und auch mit Menschen, die in den vergangenen Monaten aus der Kirche ausgetreten seien. „Das will ich auf keinen Fall in einer großen Runde machen“, betonte er. Notwendig seien gezielte Gespräche, die er mit maximal zehn Menschen führen wolle.

Nach Angaben des administrativen Leiters des Bistums, Generalvikar Theo Paul, sind seit Februar 28 Hinweise auf Missbrauch in der Diözese aus den vergangenen sieben Jahrzehnten eingegangen. Die Vorwürfe richteten sich gegen 21 Menschen. 16 davon seien Geistliche, drei sonstige kirchliche Mitarbeiter. Zwei Geistliche gehörten mittlerweile dem Erzbistum Hamburg an. Das Bistum hatte im März einen Priester wegen Vergewaltigungsvorwürfen vom Dienst entpflichtet. Gegen ihn ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.

Zwölf zusätzliche Hinweise hätten sich auf andere Bistümer oder Orden bezogen. Sechs weitere Aussagen hätten wegen ungenauer Angaben keiner Person zugeordnet werden können.

Bode sprach von einer tiefgreifenden Vertrauenskrise in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft. Es müsse ein „neues Miteinander aller in der Kirche“ geben. Moral und Ethik müssten sich neu an der Lebenswelt der Menschen orientieren.

Er kritisierte, dass in der Vergangenheit oft aus falsch verstandener Rücksichtnahme auf die Kirche Missbrauchsfälle nicht konsequent aufgeklärt worden seien. Er sehe aber auch die Chance, dass sich aus dieser Krise die Kirche erneuern könne. Im Bistum Osnabrück solle es im September eine Klausurtagung aller Verantwortungsträger zu dem Thema geben. (dpa)