JOACHIM fISCHER, POLIT-KÜNSTLER
: Klammern für den Frieden

■  ruft alle Gegner des Afghanistan-Einsatzes auf, sich Büroklammern ans Revers zu heftenFoto: privat

Joachim Fischer bewahrt. Nicht nur, weil seine Kunstwerke oft an Recycling erinnern: Die eigenen Einkaufszettel etwa, ausgestellt als „Literatur des Alltags“. Oder zerbrochene Schallplatten als Skulpturen auf einer innerstädtischen Bahnbrache. Dass man solche Umwidmungen mäßig innovativ finden kann, dürfte den Aktionskünstler kaum stören, denn vor allem bewahrt Joachim Fischer die großen Zeiten der Friedensbewegung.

„Dieser Generation gehöre ich ja an“, sagt der 50-jährige Bremer. Und ist seither aktiv in der „Friedensgruppe Pusdorf“. Dabei entwickelte er über die Jahre ein gewisses Sendungsbewusstsein: Müssten Bremer Zeitungen ihm für seine friedenspolitischen Leserbriefe Zeilenhonorar zahlen, dürfte sich ein erkleckliches Salär anhäufen. Bisweilen geht er auch selbst als Kunstwerk durch: Als im letzten Sommer die Bundeswehr ihren Rückzug vom „Bombodrom“ in der Kyritzer Heide verkündete, da hoben Fotoredakteure dieser Zeitung Fischer auf die Titelseite: In der Hand fünf blaue Luftballons mit Friedenstaube, auf dem Kopf einen oliven Stahlhelm, darauf eine weiße Tontaube, die ihm auf den Kopf kackte. „Ich sch… auf Krieg“, stand darunter.

Im Grunde ist er auch an jedem anderen Tag so unterwegs, gegen die Bremer Rüstungsindustrie, gegen Rüstungsexporte und vor allem dagegen, dass die Bundeswehr in fernen Ländern wieder Krieg führt.

Dafür hat er sich nun etwas Neues ausgedacht: „Büroklammern für den Frieden“. Die Klammern seien etwas „das jeder zu Hause hat, da muss man sich nicht extra einen Button kaufen oder so etwas“, sagt er. Zwei Drittel der Deutschen seien gegen den Afghanistan-Einsatz. Würden sich alle eine Klammer ans Revers stecken, und im Bekanntenkreis erklären warum, dann wäre ihre Ablehnung kaum mehr zu ignorieren, glaubt er.

Als anachronistisch sieht er so etwas in Zeiten der sich in sozialen Online-Netzwerken zusammenrottenden Flashmobs nicht: „Wenn wir Altvorderen mit solchen Aktionsformen weitermachen, ist das doch eine wunderbare Ergänzung.“ Und das Netzaktivismus nicht sein Ding ist, sei nicht weiter schlimm: „Ich muss ja nicht alles machen.“ CJA