Kein Luftschloss auf der Nordsee

HELGOLAND Die Doppelinsel bleibt getrennt. Der Investorenplan zur Aufschüttung einer Landbrücke wurde abgelehnt, die Inselbewohner fürchten die Konkurrenz für ihre Pensionen, Restaurants und Geschäfte

„Visionen sind in Ordnung, aber keine Luftschlösser“

SABINE ROBERTS, PROJEKTBEAUFTRAGTE

Die große Lösung versinkt in der Nordsee. Die Insel Helgoland wird nach aller Voraussicht nicht vergrößert werden. „Visionen sind in Ordnung, aber keine Luftschlösser“, sagte die Projektbeauftragte Sabine Roberts am Freitag. Das sei das „mit großer Mehrheit“ gefasste Ergebnis einer Tagung der Gemeinde Helgoland, des Kreises Pinneberg und des Landes Schleswig-Holstein.

Damit ist der Plan des Hamburger Investors Arne Weber abgelehnt, wieder zusammenzuführen, was einst zusammengehörte. Der Unternehmer wollte eine Landbrücke zwischen der Hauptinsel und der etwa einen Kilometer entfernten Sandinsel Düne aufschütten. Diese Verbindung hatte eine Sturmflut 1721 weggespült, das Wasser ist dort aber nur wenige Meter tief. Mit der neuen Fläche würde Helgoland von etwa 1,7 Quadratkilometern auf knapp drei anwachsen.

Für rund 80 Millionen Euro wollte Weber an der stürmischen Nordwestseite ein steinernes Riff errichten, in dessen Windschatten eine vier Meter hohe Sandfläche aufgeschüttet werden würde. Dort solle dann ein Mix aus Wohnen, Tourismus und Freizeit geschaffen werden.

Nach Umfragen steht aber die Mehrheit der Helgoländer dem Projekt ablehnend gegenüber. Der Hauptgrund ist die befürchtete Konkurrenz für bestehende Pensionen, Restaurants und Geschäfte. Nun werden zwei kleinere Entwicklungsprojekte favorisiert, sagt Roberts, darunter auch die Verlängerung der Landungsbrücke samt einer kleinflächigen Sandaufschüttung.

Unstrittig ist, dass Helgoland ein zukunftsfähiges Konzept braucht. Die Zahl der Touristen ist von 800.000 vor 40 Jahren auf 300.000 gesunken, die Einwohnerzahl von 2.700 Menschen Anfang der 80er Jahre auf rund die Hälfte. „Wir müssen eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung finden für das, was Helgoland in den nächsten Jahrzehnten touristisch braucht“, sagt Inselbürgermeister Frank Botter (SPD).

Was das sein könnte, soll nach dem Sommer weiter beraten werden. SVEN-MICHAEL VEIT