HEIDEROSE WANZELIUS, AKTIVISTIN
: Auf vielen Baustellen

■  unterrichtet zurzeit an einem Gymnasium. Als Sozialpädagogin hat sie einmal ein Punk-Jugendzentrum geleitet.  Foto: BIBS

Die Bäume sind längst gefällt – doch mit dem Beginn der Arbeiten ist der politische Konflikt um die Erweiterung des Braunschweiger Flughafens noch lange nicht ausgestanden. Weil die Stadtverwaltung auch mit juristischen Mitteln kämpft, musste sich Heiderose Wanzelius, Ratsfrau der Bürger-Initiative Braunschweig (BIBS), vor dem Amtsgericht verantworten. Vorgeworfen wurde ihr, im Januar „den Sicherheitsbereich der Holzfällarbeiten unbefugt betreten“ zu haben. Am Mittwoch nun ist das Verfahren eingestellt worden.

Im Stadtrat hatte die CDU eine Schelte durch die Verwaltung organisiert: Wanzelius habe eine Ordnungswidrigkeit begangen, ihr Fraktionskollege Peter Rosenbaum eine Straftat, hieß es in der Antwort auf eine Anfrage der Fraktion. Rosenbaum hatte zum Megafon gegriffen, obwohl die Versammlung, zu der er sprach, nicht die per Auflage vorgeschriebene Mindestzahl an Teilnehmern hatte. Die Verwaltung – mit dem stramm konservativen CDU-Bürgermeister Gert Hoffmann an der Spitze – teilte mit, sie halte es „generell für sehr bedenklich, wenn Ratsmitglieder rechtswidrig handeln“.

Wanzelius ist nicht die Frau, die sich von so etwas abschrecken lässt: Seit 30 Jahren macht sie mit unkonventionellen Mitteln Politik. Der Flughafenausbau im Querumer Forst ist da nur eine ihrer „Baustellen“. Im Winter hat sie hier bei zehn Grad minus gezeltet – „damit es hier einen Anlaufpunkt gibt“. Zusammen mit ihrem Fraktionskollegen Rosenbaum organisiert sie die anhaltenden Proteste gegen den Flughafen, dessen Notwendigkeit nicht jedem ganz klar ist.

Aber Wanzelius hat auch schon Kinderdemos organisiert, um ein Freigelände als Spiellandschaft zu reklamieren. Seit 16 Jahren sitzt sie dem Braunschweiger Forum vor, einem Verein für bürgernahe Stadtplanung. Wegen ihres Engagements für Sinti und Roma wurde sie für den taz-Panter-Preis vorgeschlagen. Ihre Spezialität sei es, den sozial- mit dem naturwissenschaftlichen Ansatz zu verbinden, sagt sie selbst. Und ist er politisch auch nicht mit ihr einig, nennt sogar Braunschweigs SPD-Fraktionschef Manfred Pesditschek sie „eine sozial äußerst engagierte Frau“. GERNOT KNÖDLER