Rocker und Rechtsextreme

IMMOBILIENGESCHÄFT Nachdem ein Neonazi ein Lokal bei Stade ersteigert hat, will sich der Verfassungsschutz nicht festlegen, wer demnächst dort feiern könnte: Aktiv sei der Käufer in mehreren Szenen

Der Rockerclub Gremium MC rekrutiert Nachwuchs in der rechtsextremen Szene

Der Kauf ist nicht anzufechten: Die Ersteigerung des Gasthauses „Zur Symphonie“ in Hollern-Twielenfleth bei Stade durch den Rechtsextremisten Sebastian Stöber ist rechtens. „Es kam völlig überraschend“, sagt Hans Jarck, Bürgermeister der Samtgemeinde Lühe und bestätigt, dass keine Vertragsauflösung möglich sei. Am 17. Juni ersteigerte Stöber den über 100 Jahre alten Gasthof mitsamt rund 8.000 Quadratmetern Grund. Wer das Gebäude nutzt, ist derweil unklar. Denn Stöber bewegt sich auch im Rockermilieu.

„Wir werden es mit Rockern zu tun haben“, gibt sich Roland Brauer, Leiter der zuständigen Polizeidirektion in Stade, sicher. Die Polizei geht davon aus, dass Stöber die Immobilie als künftige regionale Basis für den Rockerclub Gremium MC erwarb. Gremium, gegründet 1972 in Mannheim, steht aus Sicht der Polizei im Verdacht, Teil der organisieren Kriminalität zu sein. Der Club unterstützt die Bandidos, die mit den Hells Angels konkurrieren.

Dass die Gaststätte künftig aber auch von Rechtsextremisten genutzt werden könnten, will der niedersächsische Verfassungsschutz nicht „kategorisch ausschließen“. Sprecherin Maren Brandenburger bestätigt, dass sich Stöber sowohl in der rechtsextremen Szene als auch im Rockermilieu bewege. Auch hätten Rechtsextreme im Norden wiederholt Biker-Treffs angemietet, um dort etwa Konzerte abzuhalten. Und nicht zuletzt rekrutiert nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes der Gremium MC bewusst Nachwuchs in der rechtsextremen Szene. „Die Affinitäten sind ja auch gegeben“, sagt Brandenburger.

Auf die Annäherung der beiden Szenen hatte vor längerem bereits die Linksfraktion im Landtag aufmerksam gemacht. Angesichts dessen kann Pia Zimmermann umso weniger nachvollziehen, warum nun der Immobilienkauf nicht verhindert wurde. „Wir wollen wissen“, sagt die Innenpolitikerin, „wie die Verantwortlichen diesen Vorfall verschlafen konnten“. AS