Oliver Möllenstädt, Spektakel-Politiker
: Kleiner Mann ganz groß

■ BWLer, sorgt als Partei- und ab Montag auch Fraktionsvorsitzender der Bremer FDP gerne für Schlagzeilen.  Foto: privat

Küchenpsychologen würden sagen: Typisch kleiner Mann ist gleich: gesteigertes Geltungsbedürfnis. Aber das ist Quatsch und diskriminierend, zumal es hier um Oliver Möllenstädt geht. Und bei dem fällt vor allem die niedere Geisteshaltung auf: Die macht der Vorsitzende des – ausgerechnet, oh ironisches Schicksal! – kleinsten FDP-Landesverbandes so ungeniert öffentlich. Und über die stolpert man dann noch häufiger, als über ihn selbst.

Am Montag wird der 32-Jährige auch noch Fraktionsvorsitzender der Liberalen, ein dreiviertel Jahr bevor in Bremen wieder gewählt wird. Bisher hatte beide Ämter der biedere Journalist Uwe Woltemath inne, zu dessen publizistischen Referenzen Artikel im Werder-Magazin gehören, das im Weser-Stadion als Sitzkissenersatz gereicht wird. Drei Jahre lang hat der sich redlich bemüht, die FDP als seriöse politische Kraft im Landtag zu etablieren. Vergeblich: Kaum war ein bildungspolitischer Kompromiss ausgehandelt, wurden die Parteimitglieder durch anonyme Mails aus dem Inneren von Partei- und Fraktionsführung aufgeschreckt und zum Protest animiert. Gab’s keine Themen, zersetzte sich die Kleinstland-FDP durch von Insidern lancierte Kolportagen über sexuelle Präferenzen, Suchtverhalten oder Gebrechen von Fraktionsmitgliedern.

Und blieb das ohne Resonanz, verkündete Oliver Möllenstädt mit Klarnamen Stammtischparolen: Das Gerücht, die Bremer Justiz sei mit dem Rotlicht-Milieu eng verbandelt, propagiert der Vorsitzende des Rechtsausschusses ohne Beleg seit Januar 2008, zum „Equal Pay Day“ fiel ihm ein, dass Frauen selbst schuld an ihrer schlechteren Bezahlung seien, es ja gar nicht anders wollen. Ja, ganz schön doof, diese Frauen, im Allgemeinen – aber besonders natürlich die, die sich offenbar Hartz IV ausgesucht haben. Die tragen nämlich laut Möllenstädt „eine Erhöhung des Regelsatzes eher in den nächsten Schnapsladen, als sie in Vorsorge und Familienplanung zu investieren“.

Ganz egal, ob Möllenstädt gegen die eigene Partei Joachim Gauck unterstützt, oder sich als Stecher von Witwen und Waisen aufführt – das sorgt für Schlagzeilen, wenn auch selbst bei Bild meist für schlechte. Deshalb lässt sich vermuten, Möllenstädt wäre ein Undercover-Agent der PR-Forschung. Die interessiert sich ja schon immer dafür, ob die Zahl der Medien-Erwähnungen wichtiger ist, als die damit verbreitete Wertung. Diese Frage wird die Bürgerschaftswahl nun klären: Sollte der FDP im Mai wider Erwarten der Sprung ins Parlament gelingen, können die Apologeten des Inhalts einpacken.

Denn die Vergabe des Fraktionsvorsitzes stellt auch klar: Die Liberalen werden Möllenstädts Bubenvisage plakatieren. Damit lautet ihre einzige Botschaft, ganz wie zu Möllemanns Zeiten: Spektakel. Der niedere Beweggrund – und das einzige Ziel: Möllenstädts Karriere. Die war ihm in der CDU und auch in der freien Wirtschaft missglückt: Praktika, klar, hat er Praktika absolviert, bei Porsche, Škoda und VW – aber es hat ihn halt keiner übernommen. Ab 2003 kam Möllenstädt dann auf einer BWL-Promotionsstelle unter, und werkelte an einer Controlling-Dissertation, die keinen Verlag interessiert. Aber an der Bremer Uni reicht auch ein Mikrofiche-Deponat für den Doktortitel. BES