Kommentar über Bremer Zivilklausel: Endlich weg mit den Skrupeln!

Bereitwillig hat der Akademische Senat der Uni Bremen Erneuerung und Ausweitung der universitären Zivilklausel abgelehnt. Weshalb soll man sich Drittmittelerwerbshemmnisse ans Bein binden?

Gibt es Forschung, deren Ergebnisse sich nicht militärisch verwenden lassen? Allenfalls in den Philologien toter Sprachen. Der Hamburger Friedensforscher Götz Neuneck hält deshalb die alten Beschlüsse der Bremer Uni, sich nicht an Rüstungsforschung zu beteiligen, für "eine Art Alibi". Bereitwillig ist der Akademische Senat ihm darin gefolgt und hat die Erneuerung und Ausweitung der universitären Zivilklausel abgelehnt.

Das legt den Verdacht nahe, dass Neunecks Auftritt "eine Art Alibi" war: Denn, was soll man sich Drittmittelerwerbshemmnisse ans Bein binden, wenn selbst die Friedensforschung behauptet, derlei wäre unnütz? Endlich weg mit den Skrupeln! Dabei sind Neunecks Argumente dünn, und seine Schlussfolgerungen dümmlich: Er empfiehlt, die Entscheidung dem eigenverantwortlichen Forscher zu überlassen. Der könne ja auf anrüchige Drittmittel verzichten, auf Ausstattung und Mitarbeiter … Ein selbstloser Typ, dieser eigenverantwortliche Forscher. Man trifft ihn bloß zu selten.

Nein, dass die Welt schlecht ist, ist kein Grund, auf Gesetze zu verzichten. Es ist Ursache ihrer Existenz. Und je intensiver die Verflechtung von Wissenschaft und Kriegsindustrie, desto wertvoller eine Uni-Zivilklausel. Sie zu bekräftigen, hätte den Willen gezeigt, sich nicht missbrauchen zu lassen. Der schwindet auch an Bremens Uni.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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