Untersuchung des Graubereichs

MENSCHEN OHNE PAPIERE Das Diakonische Werk stellt eine Studie über Illegale in Schleswig-Holstein vor

In Schleswig-Holstein leben laut einer Studie des Diakonischen Werks einige Tausend Menschen ohne Papiere und ohne Aufenthaltsrecht. Erstmals wurde dieser „Graubereich, über den fast niemand etwas weiß“, in einem Flächenland untersucht, erklärte Diakonie-Sprecher Michael van Bürk.

Um die Lebensumstände der „Illegalen“ zu erhellen, führte eine Forschungsgruppe der Universität Kiel Interviews mit Betroffenen sowie mit Beratungsstellen und Ämtern. 282 Menschen ohne Papiere wurden damit für 2009 nachgewiesen, die Gesamtzahl liege um ein Mehrfaches höher, sagte Forschungsleiter Professor Peter Krope. Genaue Zahlen fehlen aber weiterhin.

„Dass es diese Menschen auch im ländlichen Raum gibt, ist länger bekannt“, sagte Pastorin Anke Schimmer vom Vorstand des Diakonischen Werks. Die Betroffenen kämen zunehmend in Kirchengemeinden oder zu Beratungsstellen der Diakonie. Um jenseits der Einzelfallhilfe etwas zu erreichen – Schimmer nannte den Versuch, einen anonymisierten Krankenschein einzuführen – , seien aber Daten notwendig.

Die Studie betrachtet Aspekte wie medizinische Hilfe, Arbeit oder Wohnung. „Die Menschen zeigen sich nicht, viele leben versteckt“, sagte van Bürk, „sie erhalten unterschiedlichste Hilfe, unter anderem auch von Behörden.“

So akzeptieren Schulen stillschweigend Kinder ohne Geburtsurkunde, Ärzte helfen und behandeln kostenlos. Schwierig seien oft die Bereiche Wohnen und Arbeiten. Der größte Anteil der in der Studie befragten Personen arbeitete in der Gastronomie, weitere in Privathaushalten. ESTHER GEISSLINGER