Helmke Kaufner, Erinnerungs-Preisträgerin
: Die Hartnäckige

■ 64, stammt aus der Nähe von Flensburg und hat mit ihrem Ehemann eine Film-Produktionsfirma. Foto: privat

Helmke Kaufner freut sich. Weil sie zur Aufklärungsarbeit gegen das Vergessen beitrage, hat ihre Initiative „Finkenwerder Arbeitskreis Außenlager Deutsche Werft des KZ Neuengamme“ vom Auschwitz-Komitee den ersten Hans-Frankenthal-Preis überreicht bekommen. „Das hilft uns unglaublich“, sagt Kaufner. „Noch immer gibt es Leute in Finkenwerder, die diesen Teil der Geschichte verleugnen.“

Die studierte Sozialökonomin spricht leise, ihre Stimme klingt weder frustriert noch wütend. „Es ist eben schwierig, im Ort damit durchzudringen.“ Die 64-Jährige selbst stammt nicht aus Finkenwerder, während ihre Mitstreiterin Ingeborg Luth, 75, in dem Hamburger Stadtteil geboren wurde. „Deshalb musste sich Frau Luth sehr viele Anfeindungen anhören“, erzählt Kaufner – „‚das ist doch wirklich lang her‘ und so weiter“. Mancher wolle eben das Bild aufrecht erhalten, dort auf der Elbinsel sei alles in Ordnung gewesen – gerade auch die Geschichte der Deutschen Werft.

Die war bis zu ihrer Schließung 1973 das Aushängeschild der örtlichen Wirtschaft: „Mit der Gründung der Deutschen Werft AG im Jahre 1928“ heißt es im Finkenwerder Internetauftritt, seien dort „45 Jahre erfolgreicher Großschiffbau“ eingeleitet worden. Dass dort während des nationalsozialistischen Regimes rund 600 Insassen des KZ Neuengamme Zwangsarbeit verrichteten, findet dagegen keine Erwähnung.

Ihnen zum Gedenken wurde 1996 ein Mahnmal errichtet, zur Einweihung war ein Zeitzeuge eingeladen. Helmke Kaufner „dachte bis dahin, es gäbe keine Überlebenden mehr“. Nun wollte sie alles über Ereignisse, die Menschen und deren Schicksale in Erfahrung bringen. 1997 gründete sich der Arbeitskreis, der seither Rundgänge mit Überlebenden und Schulklassen organisiert und Informationsabende veranstaltet – den nächsten am 6. November. Dabei wird es um die damaligen Arbeitsbedingungen auf der Werft gehen.

„Wir hoffen, dass wir auch junge Menschen für Geschichtsaufarbeitung in Finkenwerder begeistern können“, sagt Kaufner – der Arbeitskreis besteht heute nur mehr aus Mitgründerin Luth und ihr selbst. STEFFI HENTSCHKE