Männer über Bord

KUNSTMARKT Ein amerikanischer Privatsammler ersteigert Gerhard Richters „Matrosen“ für einen Rekordpreis. Der klammen Bremer Weserburg beschert er damit rund 8,5 Millionen Euro Einnahmen

Weserburg-Direktor Carsten Ahrens hegt die „große Sehnsucht“, das Bild nun zu leihen

Es ist das teuerste jemals verkaufte Werk von Gerhard Richter: Seine „Matrosen“, ein Ölbild von 1966, wurden am Dienstagabend bei einer Auktion von Sotheby’s in New York für 13,2 Millionen US-Dollar versteigert. Vorbesitzer: Die Weserburg, Museum für moderne Kunst in Bremen. Sie bekommt davon 11,8 Millionen US-Dollar, umgerechnet rund 8,5 Millionen Euro. Der Schätzpreis lag bei sechs bis acht Millionen US-Dollar.

Die „Matrosen“ verkörpern den Höhepunkt von Richters legendären, in den 1960er Jahren entstandenen Fotobildern. Gekauft hat sie nun ein amerikanischer Privatsammler. Zum Vergleich: 2007 wurden für „Düsenjäger“, eine ähnliche Arbeit, 7,7 Millionen Euro gezahlt, für „Zwei Liebespaare“ gab es 9,8 Millionen Euro, jeweils Rekordsummen.

Der jetzige Erlös kommt in vollem Umfang der Weserburg-Stiftung zugute. Das chronisch unterfinanzierte Sammlermuseum muss laut Weserburg-Direktor Carsten Ahrens „dringend saniert“ werden, um weiterhin wertvolle und damit besucherträchtige Kunst geliehen zu bekommen.

Insgesamt hat sich die Weserburg von 53 Werken einer rudimentären eigenen Sammlung getrennt. Sie waren ihr 2004 von der Ludwig-Roselius-Stiftung überlassen worden. 51 Arbeiten gehen an die benachbarte Kunsthalle – ein Transfer, für den eine Bremer Stiftung einen nicht näher bezifferten siebenstelligen Betrag bezahlt. Erst 2011 versteigert wird „Luciano I“ von Franz Gertsch. Dessen Mindestgebot wird auf etwa eine halbe Million Euro beziffert.

Die Versteigerung des Richter-Bildes war in Teilen der Öffentlichkeit auf starke Kritik gestoßen. Die FAZ nannte es ein „dramatisches Warnsignal“, andere sprachen von „Ausverkauf“ oder „Selbstverstümmelung“. Ahrens jedoch hat mit dem „Traum“ des Gründungsdirektors Thomas Deecke „abgeschlossen“, eine eigene Museumssammlung aufzubauen. Er hegt nun die „große Sehnsucht“, das verkaufte Bild nach Bremen mal zu leihen. MNZ