Kommentar Atlas: Siemens hilft Gewerkschaft

Mit politischem Protest muss Filipov gerechnet haben, aber der hat ihn nie erschüttert, ebenso wenig wie der Widerstand der Gewerkschaften oder Streik.

Fil Filipov ist ein Unternehmens-Sanierer mit durchaus eindrucksvollen Erfolgen. Das ist wichtig, zu betonen - weil er beim Arbeitskampf im Atlas-Unternehmen wie eine merkwürdige und ulkig hilflose Figur wirkte, die ein böser Zauberer aus einer anderen Zeit in die Gegenwart versetzt hat. Und zwar nicht aus der Zukunft.

Tatsächlich hat er selber sich reaktiviert, 20 Jahre nach seinen großen Erfolgen in Frankreich und in den USA, sieben Jahre nachdem er sich in den Ruhestand verabschiedet hatte. Wie wenig sein militärisch-paternalistisches Führungsmodell, das er in seiner Autobiografie "FilOsophien" offenbart, im 21. Jahrhundert noch salonfähig ist, muss ihn selbst am meisten überrascht haben. Fragt sich bloß: Wodurch eigentlich? Denn mit politischem Protest muss er gerechnet haben, aber der hat ihn nie erschüttert, ebenso wenig wie der Widerstand der Gewerkschaften oder Streiks: In Nordfrankreich hatten ihn Arbeitnehmer schon mal als Geisel genommen. Von seinem Kurs hat ihn das damals nicht abgebracht.

Offenbar nicht auf dem Monitor hatte er allerdings, dass auch Großkunden mittlerweile auf die Geschäftspraktiken ihrer Zulieferer achten. Siemens Drohung konnte er nicht ignorieren, weil sich ohne Absatz nicht einmal ein auf der Ausbeutung von Leibeigenen basierendes Unternehmen sanieren ließe.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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