Dieter Hoeness, glückloser Manager
: Dicker Schädel, kleines Talent

■ 57, dreht gern am großen Bundesliga-Rad, weil er nicht immer der kleine Bruder von Uli sein will. Foto: dpa

Steve McClaren bleibt weiter Trainer des VfL Wolfsburg. So lautet das Ergebnis einer mehrstündigen Krisensitzung am Donnerstag, nach der 1 : 3-Niederlage des VfL im Pokal gegen den Zweitligisten Energie Cottbus. „Wir werden aufräumen. Es wird Veränderungen im Kader und im Trainerstab geben“, kündigte Geschäftsführer Dieter Hoeneß an. „Wir müssen den bereits begonnenen Umbruch fortführen. Mit dieser Mannschaft ist in ihrer Zusammensetzung kein dauerhafter Erfolg mehr möglich“, kündigte Geschäftsführer Dieter Hoeneß an. McClaren hat einen Vertrag bis 2012 und verdient drei Millionen Euro pro Saison. Bleibt der Trainer, geht es den Spielern an den Kragen, sonst wäre Dieter Hoeneß nicht mehr er selbst.

In ein paar Tagen wird Hoeneß 58 Jahre alt. Er ist in Ulm geboren, studierte in Tübingen Englisch, Geografie und Sport auf Lehramt. Nebenher kickte er – mehr schlecht als recht. Als ihn der VfB Stuttgart im Jahr 1975 vom VfR Aalen in die Zweite Liga holte, da schüttelten sie in Aalen den Kopf und die Kiebitze beim VfB-Training lachten. Was wollen die denn mit dem? Der stolpert ja über seine eigenen Beine! Vom VfB wechselte Hoeneß zu den Bayern, wurde Meister, Torschützenkönig, Nationalspieler. Alles mit kleinem Talent und großem Dickschädel.

Von 1990 bis 1995 war er Manager des VfB, ging zu Hertha BSC, hatte Stress mit diversen Trainern, weil er gerne in der Öffentlichkeit steht. Vor allem, wenn die Sonne scheint. In Teilen der Fußballbranche genießt er einen legendär schlechten Ruf, aber einige Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle von Hertha weinten, als er ein Jahr vor Ende seines Vertrags ging.

Seit Anfang 2010 ist er einer der Geschäftsführer des VfL Wolfsburg. Er hat 35 Millionen in die Mannschaft investiert: Arne Friedrich, Simon Kjær, Cícero, Diego, Mario Mandžukić. Mal sehen, wie viel das Aufräumen kostet: Karim Ziani und Caiuby wurden verbannt. Normalerweise ist es einfacher, den Trainer zu entlassen, aber für Dieter Hoeneß wird es zunehmend schwer, Trainer zu finden, die mit ihm arbeiten wollen. Von den renommierten in der Bundesliga tut sich das keiner an. ROGER REPPLINGER