DER RECHTE RANDWie ein prügelnder Naziskinhead zur Szenegröße wird
: Ein Unverbesserlicher

Ein Gedenkstein am Buxtehuder Busbahnhof erinnert an das Opfer: Heute vor achtzehn Jahren, am 18. März 1992, schlugen zwei Neonazis hier Gustav Schneeclaus brutal zusammen, weil er gesagt hatte: „Hitler war der größte Verbrecher.“ Drei Tage später erlag der Kapitän den Verletzungen, die Angreifer erhielten Haftstrafen. Nicht bloß an Schneeclaus erinnern wollen mehrere Initiativen heute Abend ab 18 Uhr vor Ort, sondern auch aufmerksam machen auf einen der Täter: Stefan Silar, inzwischen eine rechte Szenegröße.

Sechs Jahre Haft haben das Denken des Naziskinheads kaum verändert: Kaum wieder auf freiem Fuß, engagierte er sich im inzwischen verbotenen Rechtsrocknetzwerk „Blood & Honour. Sektion Nordmark“ sowie bei der Neonazigruppe „Combat 18 Pinneberg“. Seit 2005 betreibt er in Todtglüsing nahe Tostedt (Kreis Harburg) den Laden „Streetwear Tostedt“. Dorthin „pilgern Nazis regelrecht“, sagt ein Mitglied der Christlichen Jugend Tostedt (CJT). „In dem Ort stört das niemanden“, sagt ein Angehöriger der örtlichen Jugendfeuerwehr.

Seit längeren bereits schart sich um Silar die Gruppe „Gladiator Germania“. Auf Bildern präsentiert sich die etwa 30 Mitglieder vermummt und in demonstrativer Kampfhaltung. „Kein Fest, bei dem die nicht provozieren“, erzählt das CJT-Mitglied. Zu Übergriffen komme es immer wieder, weiß auch der junge Feuerwehrmann.

Eng verwoben sind die selbsterklärten „Gladiatoren“ mit dem „Nationalen Widerstand Tostedt“: Am 23. Februar erst gedachte man gemeinsam der NS-Ikone Horst Wessel.

Im Mai 2009 schrieb die CJT wegen der rechten Übergriffe einen offenen Brief an die Lokalpolitiker, fast 400 Jugendliche unterschrieben. Über die „rechte kulturellen Hegemonie“ in der Region spricht heute ab 19 Uhr der Journalist André Aden im Buxtehuder „Kulturforum am Hafen“, Hafenbrücke 1.

Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland