WIE SICH NEONAZI- UND ROCKERSZENE MISCHEN
: Szene-Treffpunkt ohne Lizenz

Der Kauf der Gaststätte „Symphonie“ könnte für Sebastian Stöber vom Rockerclub „Gremium MC“ ein Minus-Geschäft werden. Am Sonntag protestierten trotz strömenden Regens an die 130 Menschen vor dem Gebäude. Zu dem „Spaziergang“ aufgerufen hatte das Bündnis „Stade stellt sich quer“. „Die Aktion ist Teil einer Kampagne, um auf die Mischszene von Rockern und Rechtsextremen aufmerksam zu machen“, sagt Michael Quelle vom Bündnis.

Stöber hat bei der Bundestagswahl 2009 für die NPD kandidiert. Seit Jahren gehört er der Tostedter Neonaziszene um Stefan Silar an. Auch andere Anhänger dieser Szene um den „Nationalen Widerstand Tostedt“ und „Gladiator Germania“ sollen mit dem Gremium MC liebäugeln. Stöber bezeichnet Silar als „sehr guten Freund“.

Das 8.000 Quadratmeter große Anwesen mit der früheren Gaststätte in Wöhrden hat Stöber im Juni für 115.000 Euro gekauft. Ohne großes Aufsehen wollte der Gremium MC in der „Symphonie“ ein Klubheim eröffnen. Das Landeskriminalamt Niedersachsen siedelt den Rockerclub in der „Nähe der organisierten Kriminalität“ an.

Auf eine kleine Anfrage der Linken im niedersächsischen Landtag antwortete das Innenministerium, dass wegen der Kontakte Stöbers zu „Anhängern der rechtsextremen Szene“ eine Nutzung des Anwesens durch die Szene „nicht vollkommen ausgeschlossen“ werden könne.

Vorerst muss sich Stöber aber noch gedulden. Denn der Rat der Gemeinde Hollern-Twielenfleth hat einen Bebauungsplan verabschiedet, der lediglich eine kulturelle Nutzung der Immobilie erlaubt. Überdies beschlossen die Gemeinderäte eine „baurechtliche Veränderungssperre“. Die Nutzungserlaubnisse für eine Gaststätte und eine Bäckerei sind schon lange erloschen. Gegen die Nutzungsuntersagungen geht Stöber allerdings rechtlich vor. Das wird ihn Geld und Zeit kosten.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland