Heike Pöppelmann, Museums-Chefin
: Die Inszeniererin

■ 45, Ur- und Frühgeschichtlerin, war am Kulturhistorischen Museum Magdeburg bevor sie nach Braunschweig kam.

Von der Gotik-Ausstellung schwärmt Heike Pöppelmann noch heute. Am Kulturhistorischen Museum Magdeburg war das, als sie dort noch die archäologische Abteilung leitete. Klimawandel habe dort im Fokus gestanden, sagt Pöppelmann, die seit Oktober 2010 Chefin des Braunschweigischen Landesmuseum ist, und das habe durchaus Überraschendes ergeben. „Zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert war es in Europa so warm, dass man sogar in Schottland Wein anbauen konnte.“ In ihrer Ausstellung hat sie also einen Trauben- und einen Aprikosenkern gezeigt. „Symbole für den auch klimabedingten Boom mittelalterlicher Städte.“

Nun wird sie im Braunschweiger Museum, das eher ein Gemischtwarenladen ist, nicht mit Gotik auftrumpfen können. Aber gerade diese Mixtur reizt sie. „Das fängt schon damit an, dass keins der drei Gebäude als Museum gebaut wurde.“ Das Vieweg-Haus etwa ist ein klassizistisches Verlagsgebäude. Die Archäologie residiert in einer ehemaligen Wolfenbüttler Renaissance-Kanzlei. Und das Gebäude „Hinter Aegidien“ mit dem barocken Synagogensaal war romanische Abtei und später evangelisches Vereinshaus. Ein optimaler Ort, findet Pöppelmann, „um Religionsgeschichte integrativ zu präsentieren“.

Und im Vieweg-Haus, das derzeit vor allem den Dreißigjährigen Krieg präsentiert? „Dort will ich die Geschichte des Braunschweiger Landes zeigen. Aber mit weit weniger Exponaten als jetzt.“ Ein Museum müsse ein Ort des Innehaltens und der Konzentration sein. „Da bin ich“, sagt Pöppelmann, „ein bisschen konservativ.“ Trotzdem glaubt sie, dass sie so auch Jugendliche reizen kann. „Ob ich einen Text virtuell lese oder auf Papier, ist letztlich egal“, sagt sie. Auf die Inszenierung komme es an.

Die will sie gleich bei ihrer ersten Ausstellung im Oktober ausprobieren. Da wird das 120-jährige Bestehen des Hauses gefeiert – mit genau 120 Stücken. Das ist wenig und soll eine kompakte Bestandaufnahme sein. „Eine moderne Spielart des Musée sentimental“, sagt die Chefin. Mit zu kleinen Szenen arrangierten Exponaten, aus denen sich jeder sein eigenes Erinnerungs-Schatzkästlein basteln kann. PS