Bewährung für Steinwürfe auf Juden

ANTISEMITISMUS Nach Attacke auf eine Tanzgruppe erhält ein 15-Jähriger 15 Monate auf Bewährung

Nach Steinwürfen auf eine jüdische Tanzgruppe in Hannover hat das Amtsgericht einen 15-Jährigen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Der auch wegen anderer Vergehen angeklagte Jugendliche erhielt ein Jahr und drei Monate Haft auf Bewährung. Das Gericht hielt es für erwiesen, dass der Deutsche bei einem Kulturfest zusammen mit arabisch-stämmigen Kindern und Jugendlichen Kieselsteine auf die Juden geworfen hatte. Das Verfahren gegen vier weitere Täter wurde eingestellt. Drei von ihnen waren Kinder, ein 19-Jähriger wurde als geistig behindert eingestuft.

Bei dem Angriff war eine Tänzerin verletzt worden. Ob der Stein des 15-Jährigen sie traf, habe sich ebenso wenig nachweisen lassen, wie ein antisemitischer Hintergrund, sagte ein Gerichtssprecher nach dem nichtöffentlichen Verfahren. Die Angreifer hatten den Auftritt der jungen Leute der Liberalen Jüdischen Gemeinde stören wollen und dabei auch judenfeindliche Parolen gerufen. Die Initiative sei von den arabischen Jugendlichen ausgegangen, so der Gerichtssprecher, der 15-Jährige sei lediglich ein Mitläufer gewesen.

„Das ist mir ein bisschen wenig“, sagte die Gemeindevorsitzende, Ingrid Wettberg, nach dem Urteil. „Das ist so verharmlosend.“ Sie sei schon verwundert, dass Polizei und Gericht nach Rufen wie „Juden raus“ und „Juden haut ab“ keine antisemitischen Tendenzen festgestellt hätten.

Die Stadt habe inzwischen die Jugendarbeit zum Thema Toleranz intensiviert, sagte Stadtsprecherin Konstanze Kalmus. „Da bleiben wir dran.“ Die jüdische Gemeinde ist indes noch nicht zufrieden. „Die wissen nicht, wie sie mit dem Thema umgehen sollen“, sagte Wettberg. „Die wollen Ruhe in ihrem Kiez haben.“ (dpa)