Kommentar Multireligiöse Schule Osnabrück: Katholiken noch nicht reif

Bei der Drei-Religionen Schule in Osnabrück zeigt die Katholische Kirche als Träger, wo der Hammer hängt. Ihr geht es weniger um das Erlernen von Toleranz als um den kleinsten gemeinsamen Nenner.

An "Feinheiten" sei die Mit-Trägerschaft der evangelischen Kirche an Osnabrücks neuer Drei-Konfessionen-Schule gescheitert, sagt der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde. Das kann man auch anders sehen: Wenn die Katholiken ein gemeinsames Leitbild für die Schule verhindern, so dass automatisch jenes der - katholischen - Schulstiftung gilt, hat das mit Kooperation auf Augenhöhe nicht viel zu tun. Mit dieser Geste machen die bisherigen Betreiber der Johannisschule klar, wo auch künftig der Hammer hängt.

Regelrecht ad absurdum führt die Idee der multikonfessionellen Schule, dass die Katholiken die Kinder für religiöse Feiern säuberlich trennen wollen - getreu den überkommenen Dogmen, die auch einer echten Ökumene im Wege stehen. Daraus spricht eben nicht die Idee, durch das gegenseitige Kennenlernen Toleranz füreinander zu lernen, sondern höchstens der kleinste gemeinsame Nenner: ein Schutzraum für Kinder religiöser Eltern in dieser bösen, säkularen Welt. Die Drei-Konfessionen-Schule war ja auch keine Liebesheirat, sondern eine pragmatische Reaktion der katholischen Schule auf zurückgehende Schülerzahlen.

Die Katholiken sind offenbar noch nicht reif dafür, solch einen Schritt auch inhaltlich nachzuvollziehen. Den Protestanten kann man nur vorwerfen, dass sie die - offenbar weniger selbstbewusst auftretenden - Muslime und Juden mit diesen Katholiken allein lassen.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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