Kommentar direkte Demokratie: Es mangelt an Erfahrung

Die Politik muss erst noch lernen, die Menschen früh in ihre Planungen einzubinden und Projekte offen zu debattieren.

Der Bericht von Mehr Demokratie zu den Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden in Niedersachsen zeigt vor allem eins: Es mangelt an Erfahrung - auch noch nach 15 Jahren. Zum Teil liegt das an der Art, wie die niedersächsischen Abstimmungen gestrickt sind.

Für Mehr Demokratie ist die Argumentationslage ideal: Ausgerechnet das als reaktionär verschrieene Bayern ist in puncto Bürgerentscheide weiter als Niedersachsen. Die Hürden dort sind niedriger, die Zahl der Entscheide ist entsprechend höher. Das Instrument wird dort seit Jahrzehnten genutzt, von einer Abschaffung ist nicht die Rede. So schlecht können die Erfahrungen dort nicht sein. Das Gleiche gilt für die Schweiz.

Nun gelten in Hamburg niedrige Hürden für Bürgerentscheide und dennoch gibt es Überlegungen, diese zu erhöhen. Das liegt an dem Eindruck, dass zu oft lokale Akteure Projekte, die im gesamtstädtischen Interesse lagen, blockierten. Eine Zeitung bat Passanten, offenkundig unsinnige Begehren zu unterzeichnen und hatte weithin Erfolg.

Doch auch in Hamburg sind Bürgerbegehren als breit eingesetztes Instrument noch jung. Trotz einer kritischen und handlungsmächtigen Bevölkerung lernt die Politik erst allmählich, die Menschen früh in Planungen einzubinden. Je offener und offensiver die Debatte geführt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, das Bürgerbegehren zur Verwirklichung des Bürgerwillens beitragen.

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