Qualifizierte Facharbeiter als billige Manövriermasse

BESCHÄFTIGUNG Leiharbeit erreicht in Metallbetrieben Höchststand. IG Metall fordert Tarifregelungen

Leiharbeit und Werkverträge verdrängen zunehmend die Stammbelegschaften in der Metall- und Elektroindustrie im Norden. Das ist das Ergebnis einer Studie vom Netzwerk Beteiligungsbasierte Beratung im Auftrag der IG Metall Küste. „Mit durchschnittlich zehn Prozent hat sich die Leiharbeit zu einem festen Bestandteil der Gesamtbeschäftigung entwickelt“, sagt Bezirksleiter Meinhard Geiken. Er möchte diese Problematik zum Gegenstand der nächsten Tarifrunde machen.

Laut Studie werden Leiharbeiter schon längst nicht mehr dazu eingesetzt, Auftragsspitzen abzudecken.

Mehr als 60 Prozent der Zeitarbeiter seien ein halbes Jahr und mehr im Betrieb eingesetzt. Bemerkenswert sei auch, dass 65 Prozent der Leiharbeiter Fachkräfte seien – teilweise sogar mit einem akademischen Abschluss. „Leiharbeit wird häufig eingesetzt, um auf Kosten der Beschäftigten zu sparen“, kritisiert Geiken.

Denn gleicher Lohn für gleiche Arbeit gelte nur in 25 Prozent der Betriebe. Mit Sorge sieht die IG Metall, dass in 30 Prozent der Betriebe Fachkräfte und Ingenieure über Fremdfirmen per Werkverträge eingesetzt werden und so die Stammbelegschaften verdrängten.

Der Unternehmerverband Nordmetall sieht indes keinen Handlungsbedarf. „Zeitarbeit ist ein Sprungbrett. 66 Prozent der eingestellten Zeitarbeiter waren vorher arbeitslos“, sagt Geschäftsführer Thomas Klischan. „Stammbelegschaften sind nur sicher, wenn Unternehmen Ventile zum Atmen haben.“ KVA