Der mit den meisten Tischen

Als Rikko Tuitjer mit dem Spielen begann, war er schon Student. Das ist bei Tischkickern bislang nichts Ungewöhnliches, aber Tuitjer glaubt, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Tischkickerkarrieren früher beginnen werden. Das Dankbare daran ist, dass man ziemlich schnell die Grundtechniken beherrscht. Nur drei Monate dauere das, sagt Tuitjer und wenn man ihm zuhört, glaubt man rasch, dass eigentlich alles für diese Sportart spricht.

Er hat vor sieben Jahren mit Freunden in Hamburg den ersten Verein gegründet, weil sie nirgendwo eine Möglichkeit fanden, vernünftig zu spielen. Erst trainierten sie in einem Raum eines Eimsbütteler Sportvereins, aber der war so rasch überfüllt, dass sie in einen Kickerkeller auf St. Pauli umzogen. Eigentlich der Tradition folgend, denn Kickern war schon immer mit Kneipen verbunden, laut Tuitjer ist es ein klassenloser Sport, einer, bei dem sich Anwalt und Arbeitsloser treffen. Da passt es, dass Tuitjer mit Nationaltrainer Knuth Strecker viel Jugendarbeit machen will, ihr Traum ist, dass eines Tages in jeder Schule ein Kickertisch steht.

Zunächst einmal haben sie am Nobistor auf St. Pauli mit 16 Kickertischen das größte Kickerzentrum der Welt eröffnet, weil die Räume in der Talstraße dem Andrang nicht mehr gewachsen waren. Als Tuitjer mit Freunden vor sieben Jahren die Hamburger Regionalliga gründete, waren es gerade mal 30 Leute in sieben Mannschaften, heute sind es 600 Leute und 58 Mannschaften. Und Tuitjer, der Bundesligaspieler, ist zudem Vorstand der Deutschen Tischfußball-Liga, kommt vor lauter Organisieren kaum noch zum Trainieren.

Dabei ist in Hamburg die Chance, am Tisch auf einen Weltmeister zu treffen, hoch. Tuitjer, der hauptberuflich Übersetzer ist, sagt, dass neben Technik und Kondition der Kopf entscheidend ist: Was tut der Gegner als nächstes, wo sind seine Schwächen? Daneben zählt das Glück. Und deshalb kann es durchaus vorkommen, dass so ein Kneipenkicker auch mal einen Weltmeister schlägt. GRÄ