Ein bisschen wie der Papst

Am Anfang war die Oma. Die erzählte, damals in Bremen Nord, als ideelle norddeutsche Gesamtgroßmutter Gute-Nacht-Geschichten in ihrer Muttersprache: auf Plattdeutsch. Damals entstand eine tiefe Verbundenheit zu dem archaischen Idiom, das bis vor wenigen Jahren wohl niemand mit HipHop und knarzigen Elektrobeats in Verbindung gebracht hätte.

Mittlerweile leben die drei Bremer Jungs, die sich Riemelmeester Malde, Kommodige Jaykopp und Plietsche Torbän nennen und zusammen „De Fofftig Penns“ sind, in Hamburg, Berlin und Zagreb. Auch mit ihrer Musik haben sie inzwischen überregional Aufsehen erregt: 2009 nahmen De Fofftig Penns am Festival „Liet International“ für bedrohte Sprachen teil, vor ein paar Monaten tauchten sie im Uni-Spiegel auf.

Der Name des Trios, könnte man onkeln, ist Programm: Unschwer als Anspielung auf den amerikanischen Gangster-Rapper 50 Cent zu erkennen, ebenso unschwer als Platt – und vielleicht sogar ein kleines bisschen platt. Aber De Fofftig Penns sind viel mehr als nur eine originelle Masche. Ihr Elektro-HipHop bringt regelmäßig auch jene zum Ausrasten, die mit plattdeutschen Texten nicht viel anfangen können mag. „Wi hebt jo wat mitbrocht – Platt, Platt, Platt!“ heißt es etwa im Stück „Raven tegen Hochdüütsch“: Die Anspielungen auf Autonomen-Parolen sowie „Raven gegen Deutschland“ von Egotronic, die versteht dann eben doch jeder.

Als Rettungskommando für die bedrohte Sprache sehen sich De Fofftig Penns weniger, auch wenn sie sich ganz en passant darum verdient machen (und dafür den diesjährigen Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis bekommen). So wie das päpstliche Konzil gelegentlich neue lateinische Wörter schöpft für Dinge, die die alten Römer noch nicht kannten, bereichern De Fofftig Penns das Plattdeutsche um Neologismen wie „Ackersnacker“ (für Handy). Nachahmer gibt es inzwischen auch schon. Offenbar hat Plattdeutsch den Flow, den ein guter Rap braucht. ANDREAS SCHNELL