MIT WEM DIE NPD IN SCHLESWIG-HOLSTEIN STIMMEN HOLEN WILL
: Kandidaten gerichtsbekannt

Sie wirbt für sich als „einzige Alternative“ zu den Parteien im Kieler Landtag: Am 6. Mai will die NPD in Schleswig-Holstein bei der Landtagswahl 2012 antreten. Und die Wahlliste steht schon: Spitzenkandidat ist der NPD-Landesvorsitzende Jens Lütke.

Bei der Landtagswahl 2009 blieb die NPD mit 0,9 Prozent unter ihre Erwartungen, 2005 hatte sie 1,9 Prozent erreicht. Die Hoffnung in der Partei, nun besser abzuschneiden, scheint groß: Für alle 35 Wahlkreise sind Direktkandidaten aufgestellt. „Eine Truppe aus jungen und erfahrenen Kandidaten“, sagt Jörn Lemke, der Sprecher des NPD-Landesverbands.

Zu den „Erfahrenen“ dürfte er Heinrich Förster zählen. Der frühere NPD-Landeschef wurde 1995 vom Landgericht Schwerin wegen versuchten Mordes und versuchter Brandstiftung zu vier Jahren Haft verurteilt. Das Gericht fand ihn für schuldig, 1992 etwa 30 Jugendliche angestiftet zu haben, in Boizenburg ein Flüchtlingsheim anzugreifen – Molotowcocktails flogen.

Auf der Liste steht auch Ingo Stawitz. Gern merkt die NPD zu ihm an, dass er „ehemaliger Landtagsabgeordneter“ ist – für die DVU zog er 1992 in den Landtag. Unerwähnt lässt die Partei, dass Stawitz 2007 wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Er hatte 2004 auf eine Gegendemonstrantin eingetreten.

Die NPD wird dennoch wieder versuchen, sich als Kümmerer-Partei zu verkaufen. Zurzeit sammelt der Landesverband mit 220 Mitgliedern für ihre Kandidaten auf der Liste und in den Wahlkreisen die Unterstützter-Unterschriften – mit Hilfe von „Freien Nationalisten“.

In den vergangenen Monaten organisierte die NPD nur vereinzelt Infostände, in Bad Bramstedt, Pinneberg, Hohenlockstedt oder Lütjenburg. Doch Sprecher Lemke sagt: „Der Höhepunkt“ des Wahlkampfs würde der 1. Mai werden. Dann will die Partei in Neumünster aufmarschieren, fünf Tage vor der Wahl.

ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland JUNGSFOTO: DPA