Der Wildhüter

Fritz Vahrenholt ist wieder mal für eine Überraschung gut. Ab Juli will der Geschäftsführer der RWE-Ökotochter Innogy sich Galloways und Schreiadlern widmen. Dann wird der 63-jährige Vorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung. „Ich freue mich riesig auf die Aufgabe“, sagt Vahrenholt. Kein überraschendes Statement für den Sozialdemokraten, der es gewohnt ist, fast immer die erste Geige zu spielen.

1984 holte der damalige SPD-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi den promovierten Chemiker nach Hamburg. Staatsrat war er, Chef der Senatskanzlei und schließlich Umweltsenator, der sich durch seine flammenden Plädoyers für den Bau von Müllverbrennungsanlagen in den Medien den Beinamen „Feuer-Fritze“ erwarb. Aus dem erhofften Bürgermeisteramt nach dem Rücktritt von Henning Voscherau 1997 wurde aber nichts.

Enttäuscht wechselt Vahrenholt in die Geschäftsführung von Shell, 2001 geht er zum Windanlagenbauer Repower, 2008 zu RWE: Für überzeugte Ökos ein Schlingerkurs, für Vahrenholt zwei Seiten derselben Medaille. Nicht zuletzt auch wegen seiner offenen Zweifel an der „so nicht existierenden“ Klimakatastrophe. Eine viel größere Bedrohung sind die „großen Lücken in der Naturschutzlandschaft, die geschlossen werden müssen“, sagt Vahrenholt. Jetzt will er das zustande bringen, „wozu Greenpeace und WWF ohnehin nicht in der Lage sind“. Selbst vor der erneuerbaren Energie macht er nicht halt: „Ich bin ja ein Mann der Windenergie, aber für mich geht das zu weit, wenn Fledermäuse für den Bau von Windkraftanlagen geopfert werden.“

Ab Juli nun zieht Vahrenholt sich in den Aufsichtsrat von Innogy zurück. Und widmet freie Zeit und dann überschüssige Energie der Rettung des Feldhamsters.  YASMINA ABDEL KADER