Torwächter mit HSV-Aversion

Ein paar sind froh, dass er weg geht. Sehr froh. Die sitzen vor allem in Hamburg. Der stets braun wie eine Mandel gebrannte Tim Wiese ist ein Torwächter, der im Hamburger Volkspark zu besonderen Leistungen auflief. Wie im DFB-Pokal-Halbfinale 2009, als er im Elfmeterschießen gegen Jérôme Boateng, Ivica Olić und Marcell Jansen hielt. Der schönste Abend seiner Karriere? Wiese: „Ich glaube, das kann man so sagen.“

Man könnte glauben, Wiese sei wie ein Halm aus dem Rasen des Weserstadions gesprossen, aber er kam in Bergisch Gladbach zur Welt, begann beim DJK Dürscheid als Stürmer, wechselte zu Bayer Leverkusen, hatte Achillessehnenprobleme, woraufhin ihn ein weitsichtiger Trainer ins Tor stellte. Profi wurde er bei Fortuna Köln; Torwart-Entdecker Gerald Ehrmann holte ihn nach Kaiserslautern. 2005 ging er nach Bremen. Nun läuft sein Vertrag aus und er geht weg.

Sebastian Mielitz, 22, bislang die Nummer zwei, ist ein Guter – und deutlich leiser als Wiese. Werder spart Wieses Gehalt, die Rede ist von knapp drei Millionen Euro per anno. „Ich bin froh, bei so einem tollen Club wie Werder Bremen gespielt zu haben. Aber ich brauche eine neue Herausforderung“, sagt Wiese.

Unvergessene Momente: Am 7. März 2006 ließ er im Rückspiel der Champions League gegen Juventus Turin kurz vor Schluss eine Flanke nach Angeber-Hechtrolle aus der Hand plumpsen. Bremen schied aus. Am 10. Mai 2009 schlug Werder den HSV das dritte Mal innerhalb von drei Wochen. Wiese stand danach mit Megaphon auf dem Zaun des Weserstadions und brüllte: „Scheiß HSV“. Er bedauerte später, musste trotzdem Strafe zahlen.

Beim HSV wird ihn keiner vermissen, aber vielleicht wird Wiese den HSV vermissen – denn welcher Club soll ihn nun zu Höchstleistungen treiben?  ROR