Hafenfähre entführt

PROTEST Mit einer spektakulären Aktion im Hamburger Hafen wollten junge Kurden auf die Situation in ihrer Heimat aufmerksam machen

Den Inhaftierten sollen fertige Aussagen zur Unterschrift vorgelegt worden sein

Neun kurdische Frauen und Männer im Alter zwischen 16 und 26 Jahren haben am Donnerstagabend in Hamburg die Hafenfähre „Elbmeile“ gekapert. Auf der Fahrt vom Stadtteil Neumühlen nach Finkenwerder am Südufer des Flusses enterten sie die Brücke und verlangten vom Kapitän, vor dem Airbus-Werk in Finkenwerder die Maschine zu stoppen. Sie forderten Frieden in Kurdistan sowie Freiheit für den in Isolationshaft einsitzenden PKK-Chef Abdulla Öcalan.

Der Kapitän gab den Vorgang über Schiffsfunk bekannt. „Ich darf nicht mehr weiterfahren.“ Der Schiffsverkehr wurde gestoppt, drei Wasserschutzpolizei-Boote nahmen Kurs auf die „Elbmeile“. Problemlos ließen sich die 60 Passagiere auf ein Polizeiboot bringen, die neun unbewaffneten Kurden wurden widerstandslos festgenommen.

Hintergrund der Aktion ist die politische Situation in Kurdistan. 1.000 Menschen sollen sich dort zum Teil seit fast 50 Tagen in Gefängnissen im Hungerstreik befinden, um sich für Frieden in Kurdistan einzusetzen. Nach Oppositionsangaben sind in den letzten Monaten 6.500 Politiker, Anwälte und Journalisten verhaftet worden. 2.300 Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren befinden sich hinter Gittern, weil sie bei Demonstrationen Steine auf Soldaten geworfen haben sollen.

Die Nacht zum Freitag verbrachten die neun Hamburger Kurden in Polizeigewahrsam. Anwälten wurde nach taz-Informationen der Zutritt verweigert. Da die neun die Aussage verweigert hätten, berichten die Anwälte, seien ihnen vorgefertigte Aussagen zur Unterschrift vorgelegt worden. Unterschrieben habe aber keiner. Die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft hat angekündigt, diesen Vorwürfen nachzugehen.  PEMÜ