KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DAS INDUSTRIEGEBIET UNTERELBE
: Nasse Pelze

Wer Atom- und Kohlemeiler vermeiden will, muss Stahlwerke in Kauf nehmen

Jetzt werden Pelze nass gemacht. Die Energiewende ist nicht nur ökologisch ohne Alternative, sie ist auch ein großindustrielles Projekt von bisher ungekannter Dimension. Der Umstieg der größten Volkswirtschaft Europas auf erneuerbare Energien ist das umfangreichste Konversionsvorhaben, das jemals in Angriff genommen wurde. Und sowas läuft eben nicht ohne Konsequenzen ab.

Daraus erwachsen speziell für Norddeutschland Chancen wie auch Herausforderungen. Die Produktion und Verschiffung von Offshore-Anlagen muss sinnigerweise an den Küsten erfolgen. Deshalb liegt die Ansiedlung von Industrieanlagen in großem Maßstab an den Unterläufen von Elbe, Weser und Ems und entlang der Nordseeküste nahe.

Wer Atomreaktoren stilllegen und keine Kohlemeiler bauen will, muss Stahlwerke und Produktionshallen in Kauf nehmen. Viele Elemente werden so groß und schwer, dass die bisherigen Transporte aus dem Ruhrgebiet bald nicht mehr möglich sind, und verkehrspolitisch werden diese ohnehin immer fragwürdiger. Die Herstellung kommt deshalb an die Kaimauern.

Diese sich abzeichnende Industrialisierung ist sinnvoll. Aber sie muss schonend erfolgen: Der ökologisch sensible Raum an den Flüssen und am Wattenmeer muss geschützt bleiben – auch vor den Auswirkungen einer umweltgerechten Stromproduktion.

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