Kommentar Anti-Nazi-Demo: Und keiner geht hin

Eine Frage aber bleibt unbeantwortet: Werten die umfangreichen Gegendemonstrationen die Neo-Nazis, die auch nach Neumünster nur wenige Dutzend Marschierer mobilisieren konnten, nicht erst auf?

Ganz geklappt hat es nicht, die Nazis aus Neumünster fernzuhalten. Und doch waren die Gegenaktivitäten gegen den Aufmarsch der Braunen ein voller Erfolg. 2.000 Gegendemonstranten, die sich teilweise schon am frühen Morgen versammelt hatten, ließen den rechten Marschierern keinen Raum.

So hat das breite Anti-Rechts-Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen, Vereinen und wahlkampfbeflissenen Parteienvertretern für diesmal gesiegt. Eine Frage aber bleibt unbeantwortet: Werten die umfangreichen Gegendemonstrationen die Neo-Nazis, die auch nach Neumünster nur wenige Dutzend Marschierer mobilisieren konnten, nicht erst auf? Veranstalten die Rechtsradikalen ihre Märsche und Kundgebungen nicht nur deshalb, weil sie wissen, dass sie durch die automatisch ausgelösten Gegenaktivitäten ein in Relation zu ihrer Mobilisierungsschwäche phänomenales Echo bekommen?

Auch die erfolgreichen Neumünsteraner „Bunt statt Braun“–Aktionen lösen dieses Dilemma nicht auf. Wie wäre es, die Nazis-Kleingruppen einfach mal marschieren zu lassen und keiner kriegt’s mit, keine Zeitung verschwendet mehr als eine Kurzmeldung auf das braune Gelaufe. Und die vereinigten Antifas planen statt dessen ausschließlich ihre eigenen Aktionen und lassen sich ihren Terminplan nicht länger von der radikalen Rechten diktieren? Einen Versuch wäre es wert.

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