Gegenseitige Schuldzuweisungen

RANDALE Ausschreitungen mit der Polizei bei einer Spontandemo in Lübeck zum Jahrestag der Befreiung

Aufgrund einer unangemeldeten Spontan-Demonstration zum Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus ist es in Lübeck in der Nacht zum Donnerstag zu Auseinandersetzungen zwischen Links-Autonomen und der Polizei gekommen. Beide Seiten geben sich die Schuld an der Eskalation. 21 Personen sind von der Polizei vorläufig festgenommen worden.

Unstrittig ist, dass sich am Dienstag gegen 22 Uhr eine größere Gruppe von rund 60 Personen aus Anlass des „Tag der Befreiung“ vor der Kongresshalle zur Demo versammelt hatte. Nach einer halben Stunde zog der Marsch lautstark durch die Fußgängerzone in Richtung Innenstadt, wurde aber von der Polizei gestoppt.

„Als der Einsatzleiter die Versammlungsteilnehmer ansprechen wollte, um versammlungsrechtliche Gespräche zu führen, sind Böller auf die Beamten geworfen worden“, sagt Polizeisprecher Stefan Muhtz. „Unmittelbar nach Verlassen der Streifenwagen wurden die Beamten von 30 vermummten Personen, die sich an der Spitze des Aufzuges befanden, angegriffen“, sagt Muhtz.

Die Demo-Teilnehmer haben die Situation anders wahrgenommen: „Noch bevor eine verbale Kommunikation zwischen der Polizei über einen möglichen Anmelder erfolgen konnte, griffen die offensichtlich überforderten Polizisten die Demonstration unmittelbar mit Schlagstöcken und Pfefferspray an“, sagte ein Teilnehmer. „Die Situation eskalierte und es kam zu körperlichen Auseinandersetzungen.“ Viele Teilnehmer flüchteten. Danach begann ein Katz-und-Maus-Spiel mit 26 Streifenwagen, das vor dem Kommunikationszentrum Alternative („Walli“) nachts noch einmal für Randale sorgte. Die Polizei sagt, weil „zivile Aufklärer“ mit Steinen angegriffen worden seien, die Demonstrationsteilnehmer sagen, weil die Hundestaffel eine gezielte Provokation gestartet hätte. Die „Walli“-Besucher hätten sich jedoch nicht „aufstacheln“ lassen und hätten den Zugang verbarrikadiert.  PETER MÜLLER