KOMMENTAR: KLAUS IRLER ÜBER DIE UNI-FEIERLICHKEITEN IN GÖTTINGEN
: Eine öde Veranstaltung

Die Frage ist, ob das sechsstellige Jubiläums-Budget gut investiertes Geld ist

Betriebsjubiläen sind schwierig. Aus dem laufenden Betrieb heraus soll plötzlich gefeiert werden, ohne dass wirklich etwas passiert wäre. Man feiert, dass sich ein Datum jährt, sprich, dass die Institution die Zeit überdauert hat. Man feiert sich also selbst, und ohne dass es jemand gewollt hätte, steht auf einmal die Frage im Raum: Wer sind wir denn eigentlich?

Im Fall der 275-Jahr-Feier an der Georg-August-Universität Göttingen hat man diese Frage nicht weitergereicht an die Studierenden. Stattdessen hat die Marketingabteilung Geld bekommen, um ein Programm aus dem Boden zu stampfen, das möglichst viele Menschen erreichen soll, die mit der Universität zu tun haben. Die Studenten hat man dabei vergessen. Das ist peinlich, und dennoch ist es kein Wunder, dass einer so alten Institution bei einer so öden Veranstaltung die Gegenwart aus dem Blick gerät.

Und die Studenten? Sie klagen darüber, dass die Feier ihre Hörsäle und damit ihren Alltag blockiere. Für sie ist das Jubiläum etwas Störendes. Ihrer Kritik, bei der Planung zu wenig einbezogen worden zu sein, scheint kein allzu großes Bedürfnis zu feiern zugrunde zu liegen.

Die Frage ist allerdings, ob das sechsstellige Jubiläums-Budget gut investiertes Geld ist. Vielleicht hätte man damit besser versucht, Gegenwart zu produzieren – um irgendwann einen wirklichen Grund zum Feiern zu generieren.

Bericht SEITE 42