Ein Hitlergruß, der keiner war

Josef Weissmann schimpft: „Die einfachsten kommunalrechtlichen Grundsätze werden hier nicht eingehalten!“ So auch im September 2011. Da habe der Bauausschuss der Stadt Bersenbrück die Sitzungsvorlage für das geplante Einkaufszentrum einfach durchwinken wollen. „So geht das doch nicht!“, sagt das grüne Ratsmitglied der knapp 8.000 Einwohner kleinen, CDU-regierten Stadt im Landkreis Osnabrück.

Genau das wollte er auch in der Sitzung sagen und meldete per Handzeichen seinen Einwand an. Martin Schmitz, Redakteur beim Bersenbrücker Kreisblatt, einer Regionalausgabe der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ), sah darin allerdings „jene Geste, die ob ihrer nationalsozialistischen Herkunft nun auch die Vorgesetzten des Lehrers beschäftigen dürfte“. Den Hitlergruß soll Josef Weissmann also gezeigt haben.

„Ausgerechnet ich!“, empört der sich. Ein Verfahren gegen ihn ist nicht eröffnet worden: „Es gab nicht einmal einen Anfangsverdacht.“ Aber es gab das geschriebene Wort von Schmitz: „Mit dem hab ich mich schon öfter gestritten, der hat was gegen die Grünen: Immer wieder hat er unsere Pressemitteilungen sehr individuell bearbeitet.“

Weissmann verlangte eine Gegendarstellung, und nach einigem Hin und Her zwischen seinem Anwalt und dem der NOZ einigten sich die Parteien: „Wir haben gemeinsam einen Artikel verfasst, aus dem hervorging, dass die Unterstellung nicht stimmte.“ Jeder musste seinen Anwalt selbst zahlen – 1.600 Euro waren das für Weissmann.

Das Geld will er wiederhaben, und zwar von der Stadt Bersenbrück – schließlich habe er als Ratsherr gehandelt. Die Sache ging vor das Osnabrücker Verwaltungsgericht: „Bersenbrück hat unter anderem wegen des Einkaufszentrums Stress mit mir und weigert sich deshalb, mir die Kosten zu erstatten.“

Der 59-jährige Weissmann ist in Bersenbrück aufgewachsen und arbeitet dort als Realschullehrer an der Oberschule. Er ist Leiter des Fachbereichs Politik, und nach den Ferien unterrichtet er eine sechste Klasse. Er sei ein streitbarer Politiker, aber als Lehrer habe er keinen Ärger, sagt Weissmann: „Von Seiten meines Dienstherren war die Sache ganz schnell erledigt.“ SCHN