Abschied vom Schweinejobwunder

AGRARINDUSTRIE Bilanz verpatzt: Weniger Arbeitsplätze bei gestiegenen Subventionen in Niedersachsens Landwirtschaft seit Schwarz-Gelb, muss das Agrarministerium auf CDU-Anfrage einräumen

Wenig übrig geblieben ist nach einer parlamentarischen Anfrage des niedersächsischen CDU-Agrarpolitikers Clemens große Macke vom „Jobwunder“ der industriellen Land- und Ernährungswirtschaft, das er sonst gerne lobt. Eine Bilanz der Verbraucherschutz- und Landwirtschaftspolitik seit der Regierungsübernahme von Schwarz-Gelb 2003 hat er bei Agrarminister Gert Lindemann (ebenfalls CDU) angefordert.

Und darin muss Lindemann einen Rückgang bei der Beschäftigung einräumen: Um 16 Prozent von knapp 180.000 auf gut 150.000 ist die Zahl der Arbeitsplätze in Niedersachsens Landwirtschaft zwischen 2003 und 2010 gesunken. Stetig gestiegen sind derweil die Agrarinvestitionsförderungen: Von 43 auf 61 Millionen Euro.

Erwähnt hat große Macke diese Zahlen in der Pressemitteilung zu seiner Anfrage nicht. Da geht es um gestiegene Investitionen in Dorferneuerungsprogrammen oder den Ausbau von Breitbandinternet. Zur Joblage in der Agrarindustrie hingegen äußert er sich erst auf Nachfrage. Und das, wo große Macke sonst stets klagt, die Bedeutung des Wirtschaftszweiges werde „in der öffentlichen Diskussion nicht immer angemessen berücksichtigt“, und Forderungen nach mehr Tier- und Umweltschutz „Wettern gegen die moderne Wirtschaftsweise“ nennt.

Den Jobrückgang, sagt er jetzt, finde er „nicht so gravierend“. Interessanter sei, dass seine Anfrage zeige, dass der „ländliche Raum auch für andere Wirtschaftszweige interessant geworden ist“. Denn insgesamt sei die Arbeitslosigkeit dort gesunken. Nachhaken will große Macke dennoch und mögliche statistische Ungenauigkeiten klären, kündigt er an.

Für die Landtagsgrünen ist die Lage unterdessen klar: Die „einseitige Förderpolitik zu Gunsten der Massentierhaltung“ sei „Arbeitsplatzkiller Nummer 1“, kommentieren sie die Daten. Während zur Überwachung von 100.000 Hühnern auf engstem Raume nur eine Arbeitskraft nötig sei, schaffe die „sträflich vernachlässigte Ökolandwirtschaft pro Hektar und Produkt die meisten Arbeitsplätze“.  THA