KOMMENTAR: ANDREAS SPEIT ÜBER DIE ANTI-NAZI-AKTION
: Einen Anfang gemacht

Nicht reden, nichts benennen hilft nicht. Im Gegenteil: Die rechte Szene setzt sich fest

Die Namen haben in rechtsextremen Kreisen keinen guten Klang: Hans und Sophie Scholl. In Zukunft muss der rechte Verleger Dietmar Munier, wenn er das Dorfgemeinschaftshaus besucht, die Namen jener NS-Widerstandkämpfer am Gebäude lesen.

Zwar bemühen sich Intellektuelle der extremen Rechten, die „Weiße Rose“ für ihr Geschichtsverständnis umzudeuten. In Martensrade ist es aber nicht entscheidend, ob sich der Verleger mehr oder weniger an dem Namen stößt. Dass bei seiner letzten Sonnenwendfeier der Holocaustleugner Ernst Zündel zu Gast war, legt nahe, was wohl so gedacht wird. Deshalb ist es wichtig, dass die Gemeinde das Schweigen gebrochen hat.

„Endlich“, muss betont werden. Denn das lange Wegsehen der Politik ermöglichte, dass sich das Verlagsnetzwerk über lange Zeit ungestört entwickeln konnte. Der kleine Ort offenbarte, was viele nicht wahrhaben wollen: Nicht reden, nichts benennen hilft nicht. Im Gegenteil: Die rechte Szene setzt sich fest.

Die Ausblendung dürfte mit dazu geführt haben, dass der Verlag wohl zum größten Arbeitgeber und Steuerzahler wurde. „In dem Ort ist es nicht ganz so einfach“, erzählte vor zwei Jahren Frauke Mayer (Name geändert), die dort groß geworden war, der taz. Am Sonntag brach die Gemeinde das Schweigen. Ein erfreulicher Anfang. Vielleicht werden jetzt die Sonnenwendfeiern nicht mehr als „privat“ wahrgenommen.